2 Jahre FMS, neue Partnerschaften und hoher Bedarf bei der Meldestelle: FMS-Monatsbericht April 2025
Der Verein Faire Märkte Schweiz feiert im nächsten Monat seinen zweijährigen Geburtstag. Die rasante Entwicklung wurde durch den enormen Handlungsbedarf in den Märkten angetrieben. Wir haben reagiert und uns ressourcenmässig entsprechend aufgestellt und gezielte Angebote und Tools entwickelt. Eine wesentliche Verstärkung fand durch die Erweiterung des Teams mit der Co-Geschäftsführerin Stéphanie Lichtsteiner statt, wie wir es im Bericht letzten August vermeldet hatten. Von nun an werden wir abwechslungsweise für den Newsletter zuständig sein. Zudem werde ich mich in den kommenden Monaten vermehrt auf das Präsidium fokussieren.
Und: In wenigen Wochen, am 15. Mai 2025 um 16.30 Uhr an unserem Sitz in Altstetten, findet die FMS-Mitgliederversammlung 2025 statt. Wer sich noch nicht angemeldet hat, kann dies nachholen per Online-Anmeldung oder Mail an info@fairemaerkteschweiz.ch.
Im Fokus
Austausch mit dem Fairness Büro Österreich: Ähnliche Herausforderungen – andere Herangehensweise
In der Schweiz besteht dringender Handlungsbedarf gegen unfaire Handelspraktiken, besonders im Agrar- und Lebensmittelsektor. Ähnliche Probleme zeigt der aktuelle Tätigkeitsbericht des Fairness-Büros Österreich. Der Verein Faire Märkte Schweiz und das Fairness-Büro Österreich haben daher den Dialog aufgenommen.
Der Bericht aus Österreich zeigt die Parallelen zur Schweiz auf: Zunehmende Beschwerden über einseitige Vertragsänderungen, verspätete Zahlungen und erzwungene Rabatte belasten viele Lieferanten existenziell.
Die Schweizer Wettbewerbsaufsicht (WEKO) ist für die derzeitigen Missstände unzureichend gerüstet. FMS fordert daher eine institutionelle Reform sowie neue Instrumente wie Sektoruntersuchungen, die in Österreich bereits existieren (s.unser Bericht hier). Nach anderthalb Jahren Einsatz ist die WEKO-Reform nun politisch lanciert. Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK) hat mit 16 zu 6 Stimmen bei 1 Enthaltung die Annahme der Motion (23.3224) empfohlen. Auch der Ständerat hat zugestimmt, der Nationalrat entscheidet in der Sommersession.
Heute sind die Eintrittshürden bei WEKO oder dem Preisüberwacher für einzelne Marktakteure zu hoch. Viele wenden sich deshalb an die Meldestelle des Vereins. FMS fordert daher u.a. die Einführung von Sektoranalysen (vgl. hier). Diese würden es der WEKO ermöglichen, Märkte auch ohne konkreten Verdacht präventiv zu untersuchen – ein Instrument, das EU-Behörden längst nutzen. Damit könnten Markttransparenz und Fairness gestärkt sowie Missstände frühzeitig erkannt werden.
Zum Gastbeitrag von MMag. Dr. Doris HOLD BSc. LLB, stv. Leiterin vom Fairness Büro Österreich hier, zum Beitrag in der BauernZeitung hier.
Kurzmeldungen
Neue Partnerschaft zwischen Fair Trade Town und lokal+fair – für fairen Handel lokal und weltweit
Fair Trade Town ist ein Programm von Swiss Fair Trade, dem Branchenverband der Fair Trade Organisationen in der Schweiz. Als Fair Trade Towns ausgezeichnet werden Städte und Gemeinden, die zusammen mit lokalen Arbeitsgruppen den nachhaltigen und fairen Konsum fördern. Gemeinsam werden Nachhaltigkeitsaktionen durchgeführt, die Bewohnerinnen und Bewohner sensibilisiert und das Engagement durch Öffentlichkeitsarbeit sichtbar gemacht.
Der faire Handel mit Produkten aus dem globalen Süden wie auch mit Produkten, die im Sinne von lokal+fair in der Schweiz hergestellt wurden, verfolgen im Grunde dasselbe Ziel: «Handelsbeziehungen sind so gerecht, direkt und kurz wie möglich gestaltet und garantieren Produzent:innen ein existenzsicherndes Einkommen.» Um diese Gemeinsamkeiten zu stärken und die Fair Trade Towns dabei zu unterstützen, vermehrt auch lokal und fair hergestellte Produkte zu fördern, sind Fair Trade Town und lokal+fair eine Partnerschaft eingegangen. Gemeinsam haben wir Kriterien entwickelt, die beschreiben, was lokale und faire Produkte auszeichnet.
lokal+fair: Kampagnenstart 2025
Was bezweckt das Projekt lokal+fair von Faire Märkte Schweiz? Ganz einfach: lokal+fair will erreichen, dass die Bevölkerung lokale, nachhaltige Produkte mit kurzen Lieferwegen konsumieren kann: in den Verpflegungsbetrieben ihrer Gemeinden, in ihren Restaurants, bei ihren Gewerbebetrieben und auf den Bauernhöfen in der eigenen Gegend. Im letzten Jahr wurde lokal+fair als Pilotprojekt lanciert – mit durchschlagendem Erfolg. Partner unterstützen uns, Pilotgemeinden beteiligten sich, und zahlreiche Betriebe zeigten der Bevölkerung auf, wo sich lokal+fair einkaufen lässt.
Nun geht es mit lokal+fair 2025 weiter: zusätzliche Regionen werden erschlossen, Umsetzungen vertieft und ausgebaut, das Netzwerk aus Gemeinden und Betrieben erweitert. Unser lokal+fair-Team ist bereits seit Monaten an diesen Arbeiten – und diese Woche gab es auch den Startschuss für die Öffentlichkeitskampagne 2025. (LINK). Merken Sie sich bereits den nationalen lokal+fair-Tag vom Samstag, 20. September, vor. Alle Informationen unter: www.lokalundfair.ch
FMS-Meldestelle ist derzeit stark frequentiert
Faire Märkte Schweiz unterstützt Landwirtinnen und Landwirte sowie Gewerbe-Betreibende und Gastronominnen und Gastronomen dabei, sich für ihre Rechte und eine faire Austauschbeziehung mit anderen Marktteilnehmenden einzusetzen. In den letzten Wochen haben sich auf unserer Meldestelle überdurchschnittlich viele Betriebe gemeldet. Derzeit drückt der Schuh vor allem im Gemüsemarkt und bei Beschaffungsthemen im Gastrobereich.
Mit unseren Fachpersonen und Kartellrechtsexperten bieten wir eine kostenlose Vorabklärung an, Anonymität ist sichergestellt. Meldungen über unfaire Handelspraktiken können über das Formular auf unserer Homepage eingereicht werden oder direkt unter der Helpline 044 562 44 77 oder per E-Mail an: meldestelle@fairemaerkteschweiz.ch.
Blogbeitrag: Prof. Johanna Jacobi (ETHZ) sieht Machtkonzentration in Agrar- und Foodmärkten als Gefahr
Frau Prof. Johanna Jacobi lehrt und forscht an der ETH Zürich. Im Rahmen ihrer Arbeiten zur agrarökologischen Transition fokussiert sie sich besonders auf die Machtverteilung in der Landwirtschaft und den Ernährungssytemen, insbesondere im globalen Kontext. In unserem Interview äussert sie sich zur Machtkonzentration in der Schweiz. Frau Jacobi stimmt der Hypothese von FMS zu, dass nur mit fairen Märkten der Wandel hin zu nachhaltigen Märkten geschafft werden kann. Von der öffentlichen Hand und der Politik erwartet sie mehr Anreize für alternative Anbausysteme und von der AP30+ wünscht sie sich mehr verpflichtende Massnahmen, da die Evidenz für den Erfolg freiwilliger Massnahmen sehr schwach ist. Zum ganzen Fachinterview hier.
Der Bioladen Altstetten: Bio mit Herz und Verstand
Der lokal+fair-Betrieb Bioladen Altstetten überzeugt mit einem vielfältigen Sortiment an hochwertigen Bio- und Demeter-Produkten – frisch, regional und nachhaltig. Von Saisongemüse über Naturkosmetik bis hin zu täglich frischen Mittagsmenus ist alles dabei. Auch individuelle Apéros oder Kuchen sind auf Bestellung möglich. Der Betrieb präsentiert sich im Tsüri Lädeli-Guide, mit den schönsten und einzigartigsten Läden Zürichs. Der Bioladen Altstetten ist auch Teil des Projekts lokal+fair von Faire Märkte Schweiz und damit Teil des Engagements für kurze Lieferwege, faire Entschädigung und den direkten Bezug von lokalen Produzierenden. Ein Besuch lohnt sich!
Mehr auf der lokal+fair-Plattform und direkt beim Bioladen Altstetten hier: https://derbioladen.ch/.

FMS-Präsident Stefan Flückiger besucht Betriebsleiter Pierre Moser vom Bioladen Altstetten.
Kontakt
Der Bioladen Altstetten GmbH
Altstetterstrasse 128
8048 Zürich
044 432 64 42
info@derbioladen.ch