Monatsbericht Februar

Monatsbericht Februar 2025

Neue Projektserie, Meldestelle Gastro und grosse Präsenz: FMS-Monatsbericht Februar

Im letzten Jahr zeigten wir mit einer Analyse die grosse Diskrepanz zwischen den offiziellen und den effektiv ausbezahlten Produzentenpreisen auf. Dies war der Auslöser, dass wir uns vertieft mit den Erlösverlusten durch Abzüge bei den Produzentenpreisen beschäftigt haben. Im Fokus berichten wir über das erste Projekt in dieser Projektserie. In den Kurzmeldungen stellen wir die Erweiterung unserer Meldestelle vor, da wir immer öfter Meldungen aus der Gastronomie und dem Gewerbe erhalten. Ausserdem berichten wir über unsere Aktivitäten im Rahmen der Nachhaltigkeitsbewertung in Agrar- und Ernährungssystemen und vom Slow Food Markt Zürich. Es geht vorwärts mit lokal+fair: Stolz stellen wir ganz am Schluss den ersten lokal+fair Betrieb im Engadin vor.


Im Fokus

FMS-Projekterie: ‘Importabwehr’ zu Lasten der Produzentinnen und Produzenten und unverständlich für die Konsumentinnen und Konsumenten

In der Projektserie ‚Diskrepanz zwischen Theorie und Realität‘ bringt Faire Märkte Schweiz mehr Transparenz in die Preisbildung (zur aktuellen Analyse hier). Wir starten mit den Produzentenpreisabzügen für die sogenannte “Importabwehr” bei der Milch, womit die Produzenten direkt oder indirekt Preiseinbussen hinnehmen müssen. Wir zeigen dies anhand von Mozzarella auf (vgl. Medienmmitteilung). Ein aktueller Beitrag des Landwirtschaftlichen Informationsdienstes (LID) beleuchtet das Thema.

Die Analyse von Faire Märkte Schweiz zeigt, dass importierter Mozzarella, beispielsweise von Galbani, im Schweizer Detailhandel deutlich teurer verkauft wird als das Schweizer Produkt. Während ein 150-Gramm-Pack Schweizer Mozzarella bei Coop für 1.70 Franken erhältlich ist, kostet das italienische Pendant 2.25 Franken. In der FMS-Analyse gehen Experten davon aus, dass die Margen auf importiertem Mozzarella mindestens doppelt so hoch sind wie beim inländischen Produkt.

Faire Märkte Schweiz kritisiert diese Praxis, weil sie letztlich dazu beiträgt, dass Milchproduzentinnen und -produzenten weniger für ihre Milch erhalten und gleichzeitig den Detailhandel indirekt dabei unterstützt, Importprodukte mit höheren Margen zu bevorzugen. Wir fordern den Detailhandel auf, eine Neupositionierung des Schweizer Mozzarellas vorzunehmen: Eine moderate Preiserhöhung von 10-15 Rappen beim Endverkaufspreis pro Packung hätte bei den Bäuerinnen und Bauern eine grosse Auswirkung zur Folge, indem auf ihrer Milchrechnung 6.5 bis 10 Mio. CHF Abzüge wegfallen würden. Würde man dasselbe Prinzip auf andere betroffene Käseprodukte anwenden, wäre das Einsparpotenzial für die Landwirtschaft noch wesentlich grösser.

Kurzmeldungen

Diese Woche vom FMS neu lanciert: Notrufnummer nun auch für Gastro und Gewerbe

Die Wettbewerbssituation im Gastro-Grosshandel gerät zunehmend unter Druck. Mit der Übernahme von Saviva durch die Coop-Tochtergesellschaft Transgourmet wird der Wettbewerb in der Branche erheblich eingeschränkt. Es ist zu befürchten, dass dies zu höheren Preisen, schlechteren Einkaufskonditionen und einer kleineren Sortimentsauswahl für die Gastrokunden führen wird. Darüber hinaus verschärft sich auch die Situation für die Lieferanten des neuen Grosshandels-Riesen. Da sich die FMS-Meldestelle für die Landwirtschaft als wichtiges Instrument zur Beobachtung von Marktmachtmissbräuchen herausgestellt hat, wird das bestehende Angebot um eine neue Meldestelle “Gastronomie” erweitert. Eingehende Meldungen werden in Zusammenarbeit mit Wettbewerbs- und Kartellrechtsexperten anonym und kostenfrei geprüft und die Betriebe mit ihren Anliegen lösungsorientiert unterstützt. Zum Webbeitrag hier.

Workshop: Messung von Nachhaltigkeit

In der Forschung und Praxis existieren in der Schweiz diverse Ansätze zur Messung und Bewertung von Nachhaltigkeit in Agrar- und Ernährungssystemen. Was unterscheidet die verschiedenen Tools und wo liegen ihre Stärken und Schwächen? FMS nahm dazu an einem von der landwirtschaftlichen Beratungszentrale Agridea organisierten Erfahrungsaustausch zu diesen Fragen teil. Ziel des Workshops war es, Synergien zwischen den verschiedenen Methoden und mögliche Lücken identifizieren zu können.


Faire Märkte Schweiz hat mit dem Fairness Self-Check ein Tool erstellt, das eine Lücke vieler Bewertungsansätze schliesst. Der Fragebogen misst und bewertet die Fairness in Handelsbeziehungen von Betrieben entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Er wurde so konzipiert, dass der gesamte Fragebogen oder Teile davon in bestehende Bewertungsinstrumente integriert werden können. Der FMS ist bereits mit verschiedenen Unternehmen und Organisationen diesbezüglich im Austausch.

FMS am Slow Food Markt Zürich inkl. Good Food Forum: Sonntag, 2. März, 13.30h

Ab heute bis 02.03. findet in der Halle 550 in Oerlikon der Slow Food Markt Zürich statt. An der Genussmesse werden regionale, nachhaltige und handwerklich erzeugte Lebensmittel vorgestellt und angeboten. Es gibt viel Raum für die direkte Begegnung zwischen Produzierenden und Konsumierenden und zahlreiche Köstlichkeiten können vor Ort degustiert werden. Parallel dazu finden am Good Food Forum interessante Workshops und Podiumsdiskussionen statt. Am Sonntag, 02.03. um 13.30 Uhr diskutiert FMS Co-Geschäftsführerin Stéphanie Lichtsteiner mit Stephan Müller vom Bio Gemüsebaubetrieb Müller Steinmaur, wie der Preis für ein Lebensmittel zustande kommt, was ein fairer Produkt-Preis ist und wie man die Wertschätzung für gutes Essen fördern kann.

Lokal+fair-Betrieb: Lokal+fair wächst und verstärkt seine Präsenz nun auch im Engadin

Corsin Campell (29) ist dipl. Landwirt und hat nach erfolgreicher Absolvierung der Betriebsleiterschule vor einem Jahr den Betrieb von seinen Eltern Pia und Gian Campell übernommen (https://naturhof-campell.ch/). Der Naturhof Campell liegt in der Bergzone 3+4 im wunderschön gelegenen Ardez im Unterengadin. Der junge Betriebsleiter führt die Mutterkuh- und Legehennenhaltung mit einem hohen Tierwohl Standard weiter. Diesen Winter hat die Familie in Eigenregie einen zweiten Freilauf-Hühnerstall gebaut und die Herde auf 900 Hennen erweitert. Gratulation zum ersten lokal+fair Betrieb im Engadin! Mit seinem bedeutenden Absatz in der Direktvermarktung respektive im lokalen und regionalen Handel und der Gastronomie passt der Betrieb gut zur lokal+fair Bewegung. Darin soll die Lieferkette kurz und eine faire Entschädigung der Produkte sichergestellt werden. Wir wünschen Corsin viel Erfolg und ein glückliches Händchen für seine spannenden Ideen, die er noch umsetzen wird. Wir empfehlen einen Besuch in seinem Shop – oder buchen Sie Ferien in der heimeligen Ferienwohnung.

Bild: Besuch des Präsidenten von Faire Märkte Schweiz, Stefan Flückiger, auf dem lokal+fair Betrieb von Corsin Campell in Ardez GR.

Werden Sie Teil des Crowdfundings

Tragen Sie dazu bei, dass lokal+fair-Bäuerinnen und Bauern und Betriebe eine Plattform erhalten, um ihre Produkte zu verkaufen? Und dass noch mehr Menschen erfahren, wo sich lokal+fair einkaufen lässt? Dann spenden Sie jetzt für das lokal+fairCrowdfunding. Jeder Beitrag ist willkommen – und wer etwas mehr entbehren kann, kann sich direkt vor Ort mit lokal+fair-Projektleiterin Meret Schneider oder FMS-Präsident Stefan Flückiger ein Bild machen.

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Preiskampf im Fleischmarkt

Am 21. Februar 2025 war Stefanie Lichtsteiner, Geschäftsführerin von Faire Märkte Schweiz, zu Gast in der italienischsprachigen Sendung «Patti chiari» der RSI. In der Sendung wurde der Fleischmarkt unter die Lupe genommen. Neben der Frage nach der Preis- und Qualitätsunterschiede von Entrecôtes aus der Schweiz und dem Ausland, standen die Auswirkungen des aktuellen Preiskriegs auf die Landwirtschaft und die Konsumenten im Fokus.

Notrufnummer für Gastro-Betriebe lanciert

Die Wettbewerbssituation im Gastro-Grosshandel gerät zunehmend unter Druck. Mit der Übernahme von Saviva durch Transgourmet und weiteren Zusammenschlüssen der letzten Jahre wird der Wettbewerb in der Branche erheblich eingeschränkt. Der Verein Faire Märkte Schweiz lanciert deshalb nun auch eine Notrufnummer für betroffene Gastronomen und Lieferanten.

Preisverzerrungen bei Mozzarella – Importabwehr im Fokus

Der Artikel des Landwirtschaftlichen Informationsdienstes (LID) beleuchtet, wie Schweizer Mozzarella durch künstliche Abzüge verbilligt wird, um mit importiertem Käse zu konkurrieren. Gleichzeitig erzielt Importmozzarella höhere Margen, was ihn für den Handel attraktiver macht.

Hochwertiger Schweizer Käse zu Billigpreisen – auf Kosten der Bauern

Die Produzentinnen und Produzenten von Schweizer Milchprodukten tragen eine schwere Last: Durch Abzüge auf den Milchabrechnungen werden jährlich Millionenbeträge abgeschöpft, um Schweizer Käseprodukte künstlich zu verbilligen und sie auf dem Markt konkurrenzfähig zu halten. Das bringt eine aktuelle Analyse der Transparenzorganisation Faire Märkte Schweiz (FMS) ans Licht. FMS fordert nun eine faire Neupositionierung der Preise. Allein im Mozzarella-Markt liessen sich damit Erlösverbesserungen von bis zu 10 Millionen Franken erzielen.