Ausländisches Fleisch als Schweizer Fleisch beworben: Transparenz statt undurchsichtige Quersubventionierungen

Ausländisches Fleisch als Schweizer Fleisch beworben: Transparenz statt undurchsichtige Quersubventionierungen

Coop steht in der Kritik, weil das Unternehmen ausländisches Fleisch im Rahmen von Verkaufsaktionen als Schweizer Fleisch bewirbt. Für den Verein Faire Märkte Schweiz zeigt diese Praxis die fehlende Transparenz entlang der Wertschöpfungskette auf. Aktuell hat die Politik es in den Händen: Die Vorstösse, um Transparenz zu schaffen, liegen auf dem Tisch.

Aktuelle Recherchen haben ans Licht gebracht, dass in Verkaufsaktionen beworbenes „Schweizer Fleisch“ bei Coop teilweise aus dem Ausland stammt. Dies führt nicht nur zu einer Irreführung der Konsumenten, sondern untergräbt auch das Vertrauen in die Deklarationspflichten und die Glaubwürdigkeit des Schweizer Fleischmarktes.

Transparenz in der Wertschöpfungskette sicherstellen

Der Verein Faire Märkte Schweiz (FMS) reagiert und fordert, dass entlang der gesamten Wertschöpfungskette Transparenz geschaffen werden müsse. Detailhändler und Grossverteiler wie Coop müssten sicherstellen, dass neben der Wertschöpfungsverteilung -dem Anteil der Bauern- auch die Herkunft der Produkte nicht nur klar, sondern auch umfassend kommuniziert wird. Unter anderem mit dem regelmässig aktualisierten Preismonitor kämpft FMS für genau diese Transparenz.

Gleichzeitig ist für den FMS auch die Politik gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine solche Transparenz zwingend vorschreiben. Im Rahmen der Sitzung der Wirtschaftskommission (WAK-S) vom 27. August 2024 wurden diese Themen diskutiert. Die parlamentarische Initiative Pasquier-Eichenberger (22.477) und die Motion Munz (21.3730) zielen darauf ab, die Transparenz und Preisbeobachtung in der Lebensmittelkette zu stärken. Deshalb setzt sich der FMS für die Annahme dieser Vorstösse ein: Sie könnten einen wichtigen Beitrag zur Sicherstellung einer korrekten Deklaration von Fleischprodukten leisten. Während die Vorstösse vom Nationalrat deutlich angenommen wurden, hat die WAK-S an der gestrigen Sitzung keine Bereitschaft signalisiert und beide Vorstösse abgelehnt – nun entscheidet die kommende Session.

Schädliche Auswirkungen von Verkaufsaktionen

Verkaufsaktionen spielen eine bedeutende Rolle im Schweizer Fleischmarkt – bis zu 40 % des Fleischumsatzes werden über Promotionen erzielt. «Diese Promotionspraxis ist schädlich und führt zu einer Verramschung von wertvollen Lebensmitteln», sagt FMS-Präsident Stefan Flückiger. Besonders Bio-Fleisch bleibt hierbei oft unberücksichtigt, was zu einer weiteren Benachteiligung von Label- und Bio-Fleisch führt. «Diese ‘Aktionitis’ verzerrt den Markt, erfordert undurchsichtige Quersubventionierungen und steht im Widerspruch zu den Bemühungen, nachhaltige Lebensmittelproduktion zu fördern», so Stefan Flückiger. «Eine nachhaltige Lebensmittelproduktion erfordert Wertschätzung für hochwertige Produkte und keine kurzfristige Preiskämpfe und undurchsichtige Quersubventionierungen.» Gerade beim Fleisch dürfe nicht auf den Ansatz ‘Billig’ in der Promotion gesetzt werden.

Forderung nach einer nachhaltigen Marktentwicklung

Die jüngsten Enthüllungen verdeutlichen, dass Politik und Wirtschaft dringend handeln müssen, um Transparenz und Fairness in der Lebensmittelkette sicherzustellen. «Für alle Bereiche im Lebensmittelmarkt: die Konsumenten, die Produzenten, die Akteure entlang der Wertschöpfungskette und die Nachhaltigkeit, wozu auch das Tierwohl gehört», so Flückiger. Der Schweizer Fleischmarkt darf für Faire Märkte Schweiz nicht durch irreführende Werbung und unfaire Verkaufspraktiken beeinträchtigt werden.

Folgen:

Weitere Beiträge

Bäuerinnen und Bauern bekommen Hilfe im Kampf gegen die Marktmächtigen

Existenzieller Druck, schwierige Marktlagen und zunehmende Abhängigkeiten setzen vielen landwirtschaftlichen Betrieben zu. Beim Bäuerlichen Sorgentelefon finden sie ein offenes Ohr und ein anonymes und niederschwelliges Angebot – sei es wegen familiärer Sorgen, wirtschaftlicher Belastungen oder unfairer Geschäftspraktiken. Neu erhalten Betroffene auch handfeste rechtliche Unterstützung: Das Bäuerliche Sorgentelefon und die Meldestelle von Faire Märkte Schweiz (FMS) gehen eine strategische Partnerschaft ein. 

Bund unter Zugzwang: Die «Nachhaltigkeits-Lokomotiven» ziehen nicht mehr

Die neuesten Zahlen von Bio- und Labelbetrieben zeigen: Die Signale vom Markt sind nicht sehr positiv für die Umstellung der Landwirtschaftsbetriebe in Richtung Nachhaltigkeit. Unsicherheiten betreffend Absatz und fairen Preisen hindern viele Betriebe, auf die Bio- oder Labelproduktion umzusteigen. Ein alarmierendes Signal für die nachhaltige Ernährungspolitik des Bundes – die Nachhaltigkeitsstrategie ist offenkundig aus dem Tritt geraten.

2 Jahre FMS, neue Partnerschaften und hoher Bedarf bei der Meldestelle: FMS-Monatsbericht April 2025

Der Verein Faire  Märkte Schweiz feiert im nächsten Monat seinen zweijährigen Geburtstag. Die rasante Entwicklung wurde durch den enormen Handlungsbedarf in den Märkten angetrieben. Wir haben reagiert und  uns ressourcenmässig entsprechend aufgestellt und gezielte Angebote und Tools entwickelt. Eine wesentliche Verstärkung fand durch die Erweiterung des Teams mit der Co-Geschäftsführerin Stéphanie Lichtsteiner statt, wie wir es im Bericht letzten August vermeldet hatten. Von nun an werden wir abwechslungsweise für den Newsletter zuständig sein. Zudem werde ich mich in den kommenden Monaten vermehrt auf das Präsidium fokussieren.