Medienmitteilung
Bern / Zürich, 29. August 2023 – Dialog zwischen Weko, Preisüberwacher und Zivilgesellschaft: Das ist für die neu gegründete Organisation Faire Märkte Schweiz (FMS) entscheidend bei der Bekämpfung der brisanten Situation in den Agrar- und Foodmärkten angesichts marktbeherrschender und relativ marktmächtiger Unternehmungen. Nach den ersten Gesprächen mit den jeweiligen Vertretungen wird FMS zwei konkrete Massnahmen angehen.
FMS erhielt Gelegenheit, seine Anliegen im Bereich Marktmacht und deren Missbrauch bei den beiden dafür zuständigen Behörden, dem Sekretariat der Wettbewerbskommission und dem Preisüberwacher, zu deponieren und Interventionsmöglichkeiten dieser Behörden zu diskutieren.
WEKO und Preisüberwacher sind sich der besonderen Probleme bewusst, die von marktbeherrschenden und relativ marktmächtigen Unternehmungen ausgehen können. Gerade in den Agrar- und Foodmärkten ist die Situation besonders brisant, weil dort die beiden Grossverteiler Migros und Coop Marktanteile von zusammen 70 bis 80% erreichen und die Preisbildung gegenüber der grossen Zahl von Produzentinnen und Produzenten landwirtschaftlichen Produkte daher unter sehr ungleichen Marktmachtverhältnissen stattfindet.
Der Preisüberwacher hat sich dieser Problematik bereits angenommen und im Januar 2023 eine Vorabklärung betreffend die Preise für Bio-Lebensmittel im Detailhandel eröffnet. Darin hat er bereits den fehlenden Wettbewerb und die hohen Margen im Detailhandel kritisiert. Positiv ist, dass der Preisüberwacher diese Vorabklärung nun auf weitere Produkte auszubauen gedenkt, was ganz im Sinne von FMS ist. Allerdings sind seine Interventionsmöglichkeiten zugunsten der Produzenten beschränkt.
Aufgrund der informativen Diskussionen beim Sekretariat der Wettbewerbskommission wird Faire Märkte Schweiz nun zweigleisig vorgehen:
(1) Kurzfristig werden wir über unsere anonyme Melde- und Beratungsstelle weiter Daten über Fälle von vermuteter unfairer bzw. kartellrechtswidriger Handelspraxis sammeln, die von Bäuerinnen und Bauern sowie Verarbeitern gemeldet werden und ausgewählte Ergebnisse gegebenenfalls an das Sekretariat der WEKO herantragen.
(2) In der längerfristigen Perspektive prüft FMS, wie über den politischen Weg die Kooperationsmöglichkeiten für Bäuerinnen und Bauern in Anlehnung an die anerkannte Regelung in den USA und die seit rund zehn Jahren entwickelte Regelung in der Europäischen Union über gesetzliche Massnahmen hierzulande angestossen werden kann. Auf diese Weise könnte die Landwirtschaft eine Gegenmacht («Countervailing Power») gegenüber den Grossverteilern aufbauen, um so faire Preise für ihre Produkte durchzusetzen. Politische Vorstösse sind in Vorbereitung.
Für Auskünfte und Informationen:
Stefan Flückiger, geschäftsführender Präsident Faire Märkte Schweiz (FMS)
Medienstelle Faire Märkte Schweiz, media@fairemaerkteschweiz.ch, +41 44 500 16 00