Monatsbericht Januar 2025
als Transparenz- und Fairness-Organisation lancierte Faire Märkte Schweiz mit einem Gastbeitrag in der NZZ eine längst fällige Transparenzdebatte. Dieses Thema verfolgen wir nun weiter und leisten mit unserem Transparenzpapier einen Beitrag für die Debatte im agrarpolitischen Kontext. Eine Diskussion zu Transparenz und Fairness wird auch das tolle neue FMS-Video ‘Die faire Milch’ auslösen. Weiter berichten wir über den neu überarbeiteten Fairness Self-Check und unseren Fairness Labelvergleich. Erfreulich zu erwähnen auch, dass FMS immer öfter als Referentin zu spannenden Anlässen eingeladen wird. Lernen Sie am Schluss einen wunderbaren lokal+fair Betrieb in der Westschweiz kennen, der mit viel Herz und Hingabe geführt wird. Lokales und faires Engagement liegt uns am Herzen – deshalb starten wir voller Leidenschaft unser lokal+fair Crowdfunding. Machen Sie mit – gemeinsam können wir etwas bewegen!
Im Fokus
Unser Engagement im Milchmarkt – neuer Video ‘Die Faire Milch’
Wie wenig vom Endverkaufspreis bei den Bauernfamilien ankommt bzw. wie ungenügend das landwirtschaftliche Einkommen der Milchproduzenten ist, ist hinlänglich bekannt. Faire Märkte Schweiz hat sich deshalb schon des Öfteren für fairere Rahmenbedingungen im Schlüsselmarkt der Landwirtschaft engagiert.
Im Juli 2023 verurteilten wir nach Meldungen auf unserer Meldestelle die Preisdrückerei der nachfragemächtigen Elsa Group, ein Unternehmen der Migros Industrie. Im Frühling 2024 zeigten wir mit einer Analyse die Diskrepanz zwischen einem kostendeckenden Milchpreis, dem offiziellen Richtpreis und dem ausbezahlten Milchpreis auf. Kurze Zeit später brachten unsere Berechnungen ans Tageslicht, dass nachhaltige Milchproduzenten benachteiligt werden.
Diese Woche setzen wir unseren Fokus auf die faire Milchproduktion mit der Veröffentlichung eines Videos. Mit einem Appell gelangen wir an die Konsumentinnen und Konsumenten, faire Milch und Milchprodukte nachzufragen bzw. an die Händler, diese Produkte ins Sortiment aufzunehmen. Damit soll die Wertschöpfung der Produzenten verbessert und das Marktsegment der fairen Milch in weiteren Regionen ausgebaut werden.
Kurzmeldungen
FMS lanciert mit NZZ-Gastbeitrag die Transparenzdebatte
In mehreren agrarpolitischen Gremien und Organisationen wird in den kommenden Wochen über Transparenz diskutiert. Die Agrarpolitik hat das Thema mehrfach aufgegriffen, jedoch mit wenig Erfolg. Oft wurden Transparenzvorstösse im Nationalrat angenommen, aber im Ständerat abgelehnt. Mehrere neue Vorstösse fordern mehr Transparenz in der Lebensmittelkette und ein Vorgehen gegen unlautere Handelspraktiken. Die NZZ hat mit einem Gastkommentar von FMS diese Debatte nun erneut angestossen.
Viele kritisieren, dass Preise nicht mehr kostenbasiert, sondern zur Gewinnmaximierung nach Zahlungsbereitschaft berechnet werden. Andere beklagen die Marktbeherrschung grosser Unternehmen oder die Preisdrückerei bei den Bauern. Der Verein Faire Märkte Schweiz beleuchtet als Transparenz- und Fairness-Organisation die spezifischen Herausforderungen in den Agrar- und Lebensmittelmärkten und deckt bestehendes Marktversagen auf. Er fordert in einem Transparenzpapier gezielte Massnahmen von marktmächtigen Unternehmen und der Politik.
Neuer Fairness Self-Check Fragebogen
Wie bewertet ein Betrieb seine Situation bezüglich Fairness in seinen Absatz- und Beschaffungskanälen? Werden seine Produkte am Markt fair entschädigt und wie steht es um die Transparenz im Markt?
Diese und weitere Fragen sind Teil des neu überarbeiteten Fairness Self-Check Fragebogens. Er deckt neu nicht nur die Landwirtschaft ab, sondern kann von Betrieben entlang der gesamten Lebensmittel-Wertschöpfungskette ausgefüllt werden.
Neu ist auch die Auswertung der Ergebnisse mit einem Spinnendiagramm entlang von sechs Fairness-Indikatoren, die einen Vergleich von verschiedenen Betrieben erlaubt. Faire Märkte Schweiz ist aktuell im Austausch mit diversen Organisationen, die Interesse zeigen, die Fragen für ihre eigene interne oder externe Bewertung zu verwenden oder in bestehende Nachhaltigkeitsbewertungssysteme zu integrieren.
Dies zeigt, dass es bislang in der Branche kein gemeinsames Verständnis zur Messung von Fairness und Transparenz gibt und der Bereich ‘fairer Handel’ primär als Handel mit Produzenten aus dem globalen Süden verstanden wurde und entsprechend so auch in vielen Nachhaltigkeitsbewertungstools abgebildet ist.
Ankündigung Fairness Labelvergleich
Faire Märkte Schweiz untersucht aktuell in einem Labelvergleich ob und inwiefern Lebensmittel Labels und Standards das Thema faire Handelsbeziehungen von Schweizer Handelspartnern in ihren Richtlinien, Leitbildern und in ihrer Kommunikation auf der Webseite integriert haben. Die Auslegeordnung zeigt grosse Unterschiede bei den verschiedenen Labels und Qualitätsstandards. In der Tendenz lässt sich aber feststellen, dass häufig primär die Ökologie und das Tierwohl adressiert wird und soziale Kriterien wie Fairness, faire Preisbildung und Wertschöpfung keinen Eingang in die Richtlinien, Leitbilder etc. gefunden haben. Die detaillierten Ergebnisse werden in den kommenden Wochen veröffentlicht.
Auftritte von Faire Märkte Schweiz
Im Januar hatte Faire Märkte Schweiz die Gelegenheit, seine strategischen Ziele und Projekte einem interessierten Publikum im Rahmen von zwei spannenden Veranstaltungen vorzustellen. Am 15. Januar fand am FiBL Frick die jährliche Tagung der Bio-Gemüsebaubranche statt. Der Nachmittag widmete sich den vier Prinzipien des Biolandbaus, wie sie vom internationalen Dachverband der Biobewegung IFOAM definiert sind: Gesundheit, Ökologie, Gerechtigkeit und Sorgfalt. FMS legte dabei einen besonderen Fokus auf das Prinzip der Gerechtigkeit und setzte es in einen aktuellen Kontext. Im anschliessenden World Café wurde lebhaft über Markttransparenz und faire Preisbildung diskutiert, wobei ein intensiver Austausch stattfand.
Bereits einen Tag zuvor referierte FMS an der Volkshochschule Thurgau zu dem Thema: „Ist der Markt für landwirtschaftliche Produkte in der Schweiz fair? Und was bedeutet fair überhaupt?“ und stellte dabei die Aktivitäten von Faire Märkte Schweiz vor. Unter den Zuhörenden befanden sich unter anderem Peter Diethelm, CEO der Migros Supermarkt AG, und Urs Schneider, ehemaliger stellvertretender Direktor des Schweizer Bauernverbands. Der Vortrag löste zahlreiche Fragen und lebhafte Diskussionen aus, die von grossem Interesse zeugten. Auch die BauernZeitung berichtete über diesen gelungenen Anlass.
Lokal+fair-Betrieb: Agriculture Outremont
Lokal + fair wächst und verstärkt seine Präsenz weiter, auch in der Romandie. Es freut uns daher sehr, neben traditionellen Landwirtschaftsbetrieben auch zunehmend Höfe mit umfassenden Konzepten inklusive Agrotourismus zu unseren Botschaftern zu zählen. Insbesondere der Agrotourismus bietet eine grossartige Chance für die urbane Bevölkerung, das Landleben, die Produktion und den Wert lokal hergestellter Lebensmittel mit allen Sinnen zu erleben – ganz nach den Zielen von lokal+fair.
Eine hervorragende Gelegenheit hierzu stellt unser neuer lokal+fair-Betrieb Outrement dar. Der Familienbetrieb erzeugt vielfältige und ursprüngliche Lebensmittel im Einklang mit der Natur. Er bietet Ausbildungs- und Erlebnismöglichkeiten, um für Menschen eine gesunde und nachhaltige Art der Landbewirtschaftung erlebbar zu machen. Dadurch wird ein Mikroökosystem für ein lebendiges, biodiverses und produktives Miteinander von Kulturland und Naturräumen geschaffen. Bewirtschaftet wird das Land selbstverständlich standortgerecht, nach Bio Knospe-Richtlinien, mit einem hohen Tierwohl Standard und grosszügigen Biodiversitätsflächen. Die Produkte sprechen für sich: Hochwertiges Weidefleisch von seltenen und erhaltenswerten alten Nutztierrassen; aktuell sind Weiderindfleisch aus Hoftötung und Wollschweinfrischfleisch zu bestellen – zugreifen lohnt sich (hier). Wir empfehlen einen Besuch, vielleicht sogar mit Übernachtung in einer der wunderschönen, heimeligen Jurten und lokaler, schmackhafter Verpflegung.
Machen Sie mit beim Crowdfunding!
Helfen Sie mit, dass noch mehr Menschen sensibilisiert werden und lokal+fair einkaufen? Und dass lokal+fair-Bäuerinnen und Bauern und Betriebe eine Plattform erhalten, um ihre Produkte zu verkaufen? Werden Sie Teil unserer Bewegung: Spenden Sie für das lokal+fair-Crowdfunding: www.lokalhelden.ch/gemeinsam-lokal-fair! Jeder Beitrag ist willkommen – und wer etwas mehr entbehren kann, kann sich direkt vor Ort mit lokal+fair-Projektleiterin Meret Schneider oder FMS-Präsident Stefan Flückiger ein Bild machen.
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