Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis in der Milchproduktion: Faire Märkte Schweiz (FMS) fordert Transparenz und gerechte Preise
Die aktuellen Entwicklungen in der Milchproduktion werfen ein Schlaglicht auf eine zunehmende Diskrepanz zwischen den theoretisch festgelegten Preisen und der Realität für die Milchproduzenten. Faire Märkte Schweiz (FMS) hat eine Analyse vorgenommen, die zeigt, wie weit die Praxis von den offiziellen Richtpreisen der Branchenorganisation Milch (BOM) abweicht.
Die Lage in der Landwirtschaft, insbesondere in der Milchproduktion, ist angespannt. Die wirtschaftliche Situation der Produzenten ist belastend, und die Entlohnung für ihre harte Arbeit steht in einem eklatanten Missverhältnis zur Realität. Nach einer Buchhaltungsauswertung von Agroscope liegt der Arbeitsverdienst pro Stunde bei einem mittleren Milchbetrieb in der Hügelzone/Bergzone 1 bei lediglich 10.70 Franken, ohne Berücksichtigung der Direktzahlungen.
Bei der FMS-Meldestelle gaben Bauern Meldungen ein, dass die Anfang dieses Monats vermeldete Erhöhung der Milchpreise eine Farce sei: Effektiv erhielten sie viel weniger. FMS führte daraufhin eine unabhängige Untersuchung durch. Die vorliegenden Daten wurden geprüft und als repräsentativ für die gegenwärtige Lage in der Milchproduktion bewertet. Um die Anonymität der Produzenten zu wahren, die aus Angst vor möglichen Konsequenzen anonym bleiben wollen, werden von FMS keine Einzelheiten zu den Betrieben bekannt gegeben.
Eine Übersicht über die Milchpreisabrechnungen verdeutlicht die Diskrepanz zwischen den theoretischen Richtpreisen und den tatsächlich ausbezahlten Preisen. Bei den konventionellen und IP-Produzenten liegen die ausbezahlten Preise zwischen 11 und 20 Rappen unter dem offiziellen A-Richtpreis. Der monetäre Verlust gegenüber dem A-Richtpreis: Zwischen 14 und 25%.
Die Forderungen von FMS sind klar definiert:
- Schliessung der Kluft zwischen Theorie und Realität: FMS fordert die Abnehmer auf, ihre Milchpreise zu erhöhen, um sicherzustellen, dass die ausbezahlten Preise dem von der BOM kommunizierten Richtpreisniveau entsprechen.
- Transparenz bei der Milchpreiskalkulation: FMS verlangt von den Abnehmern, ihre Milchpreiskalkulationen transparent zu gestalten, einschliesslich eines klaren Vergleichs zum kostendeckenden Preisniveau laut Agroscope.
- Keine Lieferungspflicht für Dumping-Milch: FMS fordert eine Überarbeitung der Standardmilchkaufverträge, um sicherzustellen, dass die Lieferung von B-Milch freiwillig ist. Dadurch soll vermieden werden, dass Milchproduzenten gezwungen werden, Dumping-Milch abzuliefern, was sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch wenig Sinn macht.
Die vorliegenden Daten verdeutlichen eine dringende Notwendigkeit für Veränderungen in der Milchproduktion, um faire Bedingungen für die Produzenten zu gewährleisten. FMS setzt sich entschlossen dafür ein, dass die Interessen der Milchbauern angemessen berücksichtigt werden und ruft die beteiligten Akteure zu dringenden Massnahmen auf.