Hochwertiger Schweizer Käse zu Billigpreisen – auf Kosten der Bauern
Der Verein Faire Märkte Schweiz fordert ein Umdenken in der Preispolitik des Detailhandels
Die Produzentinnen und Produzenten von Schweizer Milchprodukten tragen eine schwere Last: Durch Abzüge auf den Milchabrechnungen werden jährlich Millionenbeträge abgeschöpft, um Schweizer Käseprodukte künstlich zu verbilligen und sie auf dem Markt konkurrenzfähig zu halten. Das bringt eine aktuelle Analyse der Transparenzorganisation Faire Märkte Schweiz (FMS) ans Licht. FMS fordert nun eine faire Neupositionierung der Preise. Allein im Mozzarella-Markt liessen sich damit Erlösverbesserungen von bis zu 10 Millionen Franken erzielen.
Schweizer Milchbäuerinnen und -bauern müssen im ersten Quartal 2025 3.1 Rappen pro Kilogramm Milch als Marktabzug hinnehmen. Ein Teil dieser Summe wird für die sogenannte Importabwehr eingesetzt: Ziel ist es, Schweizer Käseprodukte wie Mozzarella gegenüber importierten Markenprodukten künstlich zu verbilligen. Allein bei der Produzentenorganisation Mittelland Milch, die ihre Milch exklusiv an die Emmi AG liefert, summieren sich diese Abzüge auf 4.8 Millionen CHF pro Jahr. Inkludiert man die weiteren Emmi Milch-Lieferanten, belaufen sich die Kosten der Importabwehr auf schätzungsweise 10–15 Millionen CHF – Gelder, die direkt von den Produzenten getragen werden.
Mozzarella im Fokus: Ungerechtfertigte Preisunterschiede
Die neue Analyse von Faire Märkte Schweiz verdeutlicht die Diskrepanz zwischen Schweizer und importiertem Mozzarella:
- Während importierter Mozzarella dem Detailhandel deutlich höhere Margen einbringt, wird Schweizer Käse durch Milchabzüge querfinanziert.
- Der Schweizer Mozzarella (150g, Coop Eigenmarke) kostet 1.70 CHF, während das italienische Vergleichsprodukt (Galbani) für 2.25 CHF verkauft wird. Das Schweizer Pendant bei der Migros (Alfredo Mozzarella, 150g) kostet wiederum 1.65 CHF/Packung.
Dieser Preisunterschied ist aus Sicht von Faire Märkte Schweiz nicht nur ungerechtfertigt, sondern auch problematisch: Die hochwertige Schweizer Milch, die nach strengeren Nachhaltigkeitsstandards produziert wird, steht einem weniger transparenten europäischen Produktionssystem gegenüber, das auch niedrigere Produktionskosten ermöglicht.
Faire Märkte Schweiz fordert Preisanpassungen zugunsten der Bauern
Eine moderate Preiserhöhung von 10–15 Rappen pro Packung Schweizer Mozzarella im Detailhandel könnte die Abzüge bei den Milchproduzenten signifikant reduzieren. Allein im Mozzarella-Markt würde dies zu Erlösverbesserungen von 6.5–10 Millionen CHF führen. Überträgt man dieses Prinzip auf andere Käseprodukte, könnte die Schweizer Landwirtschaft deutlich entlastet werden.
Konsumierende als Schlüssel zur Veränderung
Faire Märkte Schweiz ist überzeugt, dass Konsumentinnen und Konsumenten bereit sind, den Wert hochwertiger Schweizer Produkte anzuerkennen und für fair gehandelte Produkte einen angemessenen Preis zu zahlen. Mit einer aktiven und transparenten Kommunikation über die Vorteile und die nachhaltige Produktion von Schweizer Käse kann die Akzeptanz für solche Preisanpassungen erhöht werden.
Schluss mit unfairen Marktmechanismen
Faire Märkte Schweiz setzt sich mit Nachdruck dafür ein, dass die Abzüge auf Milchabrechnungen reduziert und die Wertschöpfung gerechter verteilt werden. «Es ist unfair, dass auf importierten Markenprodukten hohe Margen abgeschöpft und deren Absatz gefördert wird und demgegenüber die inländischen Qualitätsprodukte mit Abzügen bei den Milchpreisen quersubventioniert werden und damit die Existenzgrundlage unserer Milchbäuerinnen und -bauern geschwächt wird», sagt FMS-Präsident Stefan Flückiger. FMS ist dazu mit den Detailhändlern Kontakt und bringt diese Forderung auch direkt an. «Wir verlangen von den marktführenden Detailhändlerin Migros und Coop, dass die Preise der Produkte im System der Importabwehr angepasst werden», so Flückiger.
Mehr Infos? Der LID (Landwirtschaftlicher Informationsdienst) berichtet auf ihrer Webplattform: www.lid.ch/artikel/schweizer-mozzarella-im-schatten-des-imports