Neue Studie zeigt: Bio-Produkte in der Schweiz werden benachteiligt

Neue Studie zeigt: Bio-Produkte in der Schweiz werden benachteiligt

FMS-Preismonitor 2025: Kleine Fortschritte – aber die Preisschere bleibt weiterhin gross

Wer im Laden zu Bio-Produkten greift, zahlt oft mehr – doch davon kommt bei den Bauern wenig an. Der FMS-Preismonitor 2025 zeigt, dass die Margen für Bio-Produkte nach wie vor ungleich verteilt sind: Während die Konsumentenpreise stabil bleiben oder steigen, sinken die Produzentenpreise, also der Anteil an Verkaufspreis für die Bauern, teils sogar. Besonders betroffen sind Fleisch, Obst und Gemüse. Einzig bei der Milch gibt es einen Lichtblick.

Wer bei Migros oder Coop Bio-Vollmilch kauft, zahlt weniger als noch vor einem Jahr. Die Bio-Milch-Bauern dagegen bekommen einen höheren Anteil. Das heisst: Die Bauern haben mehr Wertschöpfungsanteil, obwohl der Ladenpreis gesunken ist – weil die Grosshändler bei der Bio-Vollmilch weniger Marge für den eigenen Gewinn draufschlagen. Die höheren Produzentenpreise wiederum kommen dem Tierwohl zugute, weil sich so bessere Haltungsbedingungen umsetzen lassen.. Auch beim Bio-Joghurt haben sich die Konsumentenpreise der vier untersuchten Anbieter Migros, Coop, Aldi und Lidl angeglichen und liegen neu auf dem Niveau der Discounter. Das zeigen die Ergebnisse der Preismonitor-Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) im Auftrag von Faire Märkte Schweiz.

Anders präsentiert sich die Situation bei den untersuchten Fleischprodukten: beim Schweinsnierstück und Hinterschinken bezahlen Konsumentinnen und Konsumenten im Laden zwei- bis dreimal so viel für das Bioprodukt wie für das konventionelle Produkt. Beim Bio Hinterschinken gehen vom Endpreis im Laden jedoch nur 12% an den Bio Bauern. Gleichzeitig blieben die Konsumentenpreise für Bio-Produkte stabil oder sind sogar leicht gestiegen.

Starke Preisunterschiede bei Obst und Gemüse

Die grössten Veränderungen zeigen sich bei Äpfeln, Kartoffeln und Karotten. Schweizer Konsumenten zahlen heute mehr als WANN? für Bio-Äpfel. Gleichzeitig bekommen die Produzierenden keinen zusätzlichen Anteil am Verkaufspreis vom Detailhändler.

Bei Kartoffeln ist die Differenz bei den Bio-Produkten inzwischen beinahe dreimal so hoch wie bei den konventionellen Produkten: Sinkende Produzentenpreise trafen auf steigende Bio-Konsumentenpreise bei den Grossverteilern, während sie bei den Discountern zurückgingen. Am deutlichsten zeigt sich die Preisschere bei den Karotten: Während beim konventionellen Produkt die Differenz zwischen Konsumenten- und Produzentenpreis nur 20 Rappen beträgt, liegt sie bei Bio-Karotten bei 1 CHF und somit beim fünffachen.

Preisannäherung zwischen Grossverteilern und Discountern

Besonders bei den Billiglinien (M-Budget, Prix Garantie)gleichen Migros und Coop ihre Preise den Discountern an. Teilweise gilt dies auch für Label- und Bioprodukte. Dieser verstärkte Preiswettbewerb ist aus Sicht von Faire Märkte Schweiz zu begrüssen, solange er nicht auf Kosten der Produzentenpreise geht. Trotz wiederholter Versprechen der Grossverteiler erfahren wir auf unserer Meldestelle immer wieder Beispiele, in denen die Tiefpreisstrategien die Produzentenpreise mit missbräuchlichen Praktiken unter Druck setzen. FMS wird diese Entwicklungen im Markt in den kommenden Monaten genau beobachten und falls nötig tätig werden. 

FMS fordert faire Wertschöpfung und transparente Preisbildung

Die aktuellen Ergebnisse der Preismonitor-Studie des FMS machen wiederholt deutlich: Bioproduzentinnen und -produzenten erhalten weiterhin nur eine zu geringe Entschädigung für ihren Zusatzaufwand in der Produktion.,Konsumentinnen und Konsumenten dagegen zahlen nicht nur den Zusatz für Bio mehr – vielmehr schlagen die Grossverteiler auf die meisten Produkte zusätzliche Margen für den Eigenprofit auf Bioprodukte. Ein zu grosser Teil der Wertschöpfung bleibt bei Verarbeitung und Handel. Bei den grossen Preisdifferenzen sind Bio- und Labelprodukte im Laden immer noch benachteiligt: Die Kaufbereitschaft der Bio-Konsumentinnen wird ausgenutzt, ohne dass es den Bauern und damit Umwelt und Tierwohl zugute kommt. Für viele Produzenten ist der Produktion von Bioprodukten damit kaum lohnenswert.

Um die Transformation des Ernährungssystems in Richtung Nachhaltigkeit voranzubringen, braucht es deshalb dringend faire Produzentenpreise und eine insgesamt transparentere Preisbildung. Nur so können Bioprodukte für Konsumentinnen und Konsumenten erschwinglich werden und gleichzeitig eine umwelt- und tiergerechte Produktion gesichert werden.

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