Projekt-Kickoff, Agrar-Inputpreise & lokal+fair in Graubünden: FMS-Monatsbericht März 2025
Der FMS ist kürzlich darauf angesprochen worden, ob sich die Organisation mit ihren Aktivitäten vorwiegend auf die Preisdiskussion konzentriere. Die Preisdiskussion liegt tatsächlich Vielem zugrunde, was angegangen werden muss. Die übergeordnete Vision dagegen geht viel weiter: Wir wollen fairere und gerechtere Märkte schaffen und damit die Transformation hin zu nachhaltigeren Märkten ermöglichen. Dies bringen wir zum Beispiel mit dem Self-Check zum Ausdruck, mit dem Betriebe in der Agrar- und Lebensmittelbranche ihre Situation bezüglich Fairness mit Hilfe der Indikatoren Wettbewerb, Wertschöpfung, Transparenz, Liefervereinbarung, Bezahlung, Beschwerde beurteilen können. Und über den Preis müssen wir dabei natürlich auch reden.
Um mehr Klarheit zu haben, was ein fairer Preis ist, haben wir letzte Woche mit der Fachhochschule Nordwestschweiz und Prof. Dr. Mathias Binswanger ein Forschungsprojekt gestartet, das von Partnern aus der Wirtschaft und der Verwaltung finanziell unterstützt wird. Wir berichten darüber im Fokus. Ausserdem informieren wir in den Kurzmeldungen, wie wir in der Westschweiz unseren Auftritt verstärken. Bitte beteiligt euch am Schluss an einer wissenschaftlichen Umfrage zu den Einkaufsgewohnheiten zum Thema Fairness.
Im Fokus
Kickoff Forschungsprojekt «Was ist ein fairer Preis?»
In der aktuellen (agrarpolitischen) Debatte wird das Thema faire Preisbildung von verschiedenen Seiten beleuchtet. Als ‘fair’ werden Produzentenpreise in der Landwirtschaft häufig dann betrachtet, wenn mit ihnen alle Produktionskosten gedeckt werden können und sie den Landwirten und Landwirtinnen und ihren Mitarbeitenden einen angemessenen Lohn ermöglichen. Um gemeinwirtschaftliche Leistungen zu honorieren, die nicht oder nicht ausreichend über die erzielten Marktpreise abgegolten werden können, ergänzt der Bund die Einkommen mit Direktzahlungen. Zusätzlich schützt der Grenzschutz die Konkurrenzfähigkeit von Schweizer Produkten.
Aufgrund der Marktmachtkonzentration sowohl in der vorgelagerten Branche der landwirtschaftlichen Vorleistungen wie auch in der nachgelagerten Branche der Verarbeitung und der Grossverteiler kommen die Zahlungen jedoch nur zu einem Teil bei den Produzierenden an. Gleichzeitig variieren die Rahmenbedingungen und Kostenstrukturen erheblich zwischen Betrieben im Berg- oder Talgebiet.
Das Forschungsprojekt «Was ist ein fairer Preis?» von Prof. Dr. Mathias Binswanger von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) untersucht die Mechanismen der Preisbildung anhand zweier landwirschaftlicher Produkte. Es soll aufgezeigt werden, welcher Einfluss der nicht funktionierende Wettbewerb und die Marktmachtstrukturen auf die landwirtschaftlichen Einkommen unterschiedlicher Betriebe hat. Das Forschungsprojekt soll dazu beitragen, Wege aufzuzeigen, wie die Landwirtschaft wieder stärker an der Wertschöpfung beteiligt werden kann. Zudem wird analysiert, wer welchen Beitrag zu einer fairen Preisbildung leisten kann oder soll (Konsumierende, Grossverteiler sowie der Staat durch Direktzahlungen und Grenzschutz).
Kurzmeldungen
Faire Märkte Schweiz mit gestärktem Auftritt in der Westschweiz
Die Botschaften von Faire Märkte Schweiz zur fairen Preisbildung und zur Transparenz entlang der Wertschöpfungskette werden schon bald in der Westschweiz noch besser verbreitet werden können. Mit Hilfe von Partnern und der entsprechenden Trägerschaft wird dort eine Anlaufstelle geschaffen, damit die verschiedenen Zielgruppen und Medien noch stärker direkt vor Ort identifiziert und informiert werden können. Das Projekt wird im Auftrag von FMS mit unserem Partner Progana (Bio Romandie), eines der fünf Gründungsmitglieder von Bio Suisse, umgesetzt. Wir freuen uns auf diese Verstärkung in der französischen Schweiz.
Frühlingssession: Reformvorschläge und Kostensenkungsmassnahmen für Agrar-Inputpreise
Vor zwanzig Jahren hat der Preisüberwacher die hohen Agrar-Inputpreise analysiert und zehn Vorschläge zur Kostensenkung bei den Produktionsmitteln publiziert. Mehrere Studien bestätigen, dass die Schweizer Landwirtinnen und Landwirte für ihre Vorleistungen auch heute bedeutend mehr als ihre Kollegen in umliegenden Ländern bezahlen. Faire Märkte Schweiz hat schon mehrmals darüber berichtet und ging der Frage nach, wie viele der damals von der Preisüberwachung publizierten zehn systematischen Reformvorschlägen und Kostensenkungsmassnahmen bisher umgesetzt wurden.
Nationalrat Hans Jörg Rüegsegger hat dazu unter dem Titel ‘Reformvorschläge und Kostensenkungsmassnahmen für Agrar-Inputpreise’ in der Frühlingssession eine Anfrage an den Bundesrat gestellt. Die Antwort des Bundesrates ist nicht befriedigend. Wir werden deshalb das Thema der Kostensenkung bei den Produktionsmitteln und die Marktverzerrungen in den Vorleistungsmärkten politisch weiter verfolgen.
Projekt Faire Preise für Bio-Getreide / Umfrage zu Einkaufsgewohnheiten
Wie oben erwähnt pflegt Faire Märkte Schweiz eine Partnerschaft mit Progana (Bio Romandie) und unterstützt deren Arbeiten für mehr Transparenz und Fairness. Dazu gehört beispielsweise das Projekt ‘Die Preise für Bio-Getreideproduzenten müssen angemessen sein’. Mit diesem Projekt will Progana eine Produktionskette aufbauen, in der alle Akteure der Bio-Getreidebranche angemessen entschädigt und eine faire Preisbildung praktiziert wird. Es soll ein Stundenlohn für den Anbau von Bio-Getreide von mindestens 40.- erzielt werden (durchschnittlicher Stundenlohn eines Landwirts ist 17.-/Std).
In diesem Zusammenhang klärt Progana mit einer wissenschaftlichen Umfrage derzeit ab, wie die Einkaufsgewohnheiten und Wahrnehmung von fairen Preisen sind. Wir würden uns freuen, wenn Sie die Umfrage mit folgendem Link bis am 4. April ausfüllen: https://hafl.eyeqsoft.com/eqhafl/r1/qsqes
lokal+fair-Betrieb: Nossa Caschareia
Bavegna bei Nossa Caschareia – wo traditionelles Handwerk und natürliche Zutaten in jedem Stück Käse zur Vollendung kommen. Mit der Nossa Caschareia begrüsst lokal+fair einen Bündner Betrieb aus Savognin auf der Plattform – eine echte Traditionskäserei, die Milch direkt von Bäuerinnen und Bauern der Region verarbeitet und sie zu Milchprodukten und dem beliebten Savogniner Käser veredelt.
Um in den Genuss des exquisiten Käses zu kommen und sich das Berggefühl nach Hause zu holen, braucht man aber nicht nach Savognin zu fahren: Im Online-Shop gibt es exklusive Geschenke für jede Gelegenheit zu entdecken – perfekt für alle Käseliebhaberinnen und Käseliebhaber! Ob handgefertigte Spezialitäten aus der Region, Käse oder auch Savogniner Backwaren: Hier findet man das passende Geschenk oder bestellt sich den Savogniner Geschmack direkt nach Hause!
Die Nossa Caschareia liefert Käse und Butter übrigens auch gern an Läden, Bäckereien oder Gastronomiebetriebe, die ein echtes Bergkäseplättchen anbieten oder andere Savogniner Spezialitäten im Sortiment führen möchten! Wer weiss, vielleicht ergeben sich demnächst spannende Kooperationen mit der lokalen Gastronomie und dem Gewerbe; genau dafür ist lokal+fair da!

Geschafft – herzlichen Dank allen Crowdfunding-Unterstützenden!
Das Crowdfunding für lokal+fair konnte im März erfolgreich abgeschlossen werden und ermöglicht es uns, das Projekt weiter auszudehnen. Herzlichen Dank allen Unterstützerinnen und Unterstützern, die mit ihrem wichtigen Beitrag mithelfen, lokal+fair zu einem Erfolg und einer Stütze für regional produzierende und verarbeitende Betriebe zu machen und das Bewusstsein dafür in der Bevölkerung zu stärken! Lokale Vermarktung funktioniert, wenn Gemeinden, Produzenten und das Gewerbe gemeinsam am gleichen Strick ziehen. Faire Märkte Schweiz führt diese Arbeit weiter und ausweiten und hilft mit Wissen und einem grossen Netzwerk mit, dass der lokale Handel gefördert wird und Konsumentinnen und Konsumenten informiert werden. Bleiben Sie mit untenstehenden Links und Informationsangeboten auf dem Laufenden!