Mittelabfluss aus der Lebensmittelproduktion an Konzerne wie Syngenta oder Bayer soll gestoppt werden
Die Preise für landwirtschaftliche Produktionsmittel sind in den letzten Jahren deutlich stärker gestiegen als die Produzentenpreise. Es gibt Indizien dafür, dass die Märkte für die Vorleistungen der Lebensmittel- produktion aufgebläht sind und schlecht funktionieren. Schweizer Landwirtinnen und Landwirte bezahlen heute je nach Produkt im Durchschnitt bis zu 70% mehr als Produzenten in benachbarten Ländern. Der Verein Faire Märkte Schweiz richtet den Fokus daher nun verstärkt auf die vorgelagerten Stufen der Landwirtschaft. Mit einer geplanten Transparenz- Plattform sollen Marktungleichgewichte und überhöhte Preise abgebaut und die Lebensmittelproduktion in grossem Umfang entlastet werden, wie die heute publizierte Systemanalyse des FMS aufzeigt.
Hohe Vorleistungskosten belasten die Schweizer Landwirtschaft
Ausgehend von den Bauernprotesten Anfang 2024 forderte der Schweizer Bauernverband unter anderem eine Erhöhung der Produzentenpreise am Markt um 5-10 %. Die Entwicklungen in den vergangenen Monaten haben gezeigt, dass die geforderten Erhöhungen in diesem Umfang nicht realisiert werden konnten. Weil die Preise für landwirtschaftliche Produktionsmittel in den letzten Jahren deutlich stärker gestiegen sind als die Produzentenpreise, fokussiert Faire Märkte Schweiz deshalb vermehrt auf die vorgelagerten Stufen der Landwirtschaft. Ein Grund für diese Entwicklung sieht FMS bei den erheblichen Ungleichgewichten bei der Verhandlungsmacht und einem Mangel an fairem Wettbewerb, was die Landwirtinnen und Landwirte stark belastet. Im internationalen Vergleich bestehen deutliche Preisunterschiede von durchschnittlich 27-68% gegenüber benachbarten Ländern. Auch innerhalb der Schweiz gibt es grosse regionale Preisdifferenzen und es herrscht generell wenig Transparenz. Der Preisindex für landwirtschaftliche Produktionsmittel zeigt zudem seit über 20 Jahren eine Aufwärtstendenz. Den Produzentinnen und Produzenten entgehen damit finanzielle Mittel, die immer mehr an marktdominante Firmen im Vorleistungsbereich wie Fenaco und internationale Konzerne wie Bayer und Syngenta fliessen, die vom Schweizer System übermässig profitieren.
FMS plant Nationale Transparenz-Plattform zur Förderung von Wettbewerb und Preissenkungen
Produktionsmittel unterstehen wie landwirtschaftliche Erzeugnisse ebenfalls der Verordnung über die Marktbeobachtung im Landwirtschaftsbereich. Heute werden jedoch zu wenig Daten zu den Vorleistungen erfasst, um genügend Transparenz zu schaffen. Daher plant Faire Märkte Schweiz zusammen mit einem Forschungspartner die Entwicklung einer Transparenz-Plattform. Mithilfe einer einfachen Eingabemaske sollen teilnehmende Landwirtinnen und Landwirte aus der gesamten Schweiz die Kosten für getätigte Käufe ausgewählter Standardprodukte im Bereich Dünger und Pflanzenschutzmittel anonymisiert eintragen können. Die Plattform soll öffentlich zugänglich sein und die eingetragenen Preise in regelmässigen Abständen wissenschaftlich ausgewertet und zur Ableitung von Handlungsempfehlungen weiterverwendet werden können. In einer zweiten Phase sollen andere Vorleistungen dazu kommen wie beispielsweise Futtermittel oder Saatgut.
Erhebliches Kosteneinsparpotential für die Schweizer Landwirtschaft
Durch erhöhte Transparenz in den Märkten für Dünger und Pflanzenschutzmittel entsteht ein erhebliches Kosteneinsparpotential für die Schweizer Landwirtschaft. Das zeigt die heute publizierte Systemanalyse von Faire Märkte Schweiz. Üblicherweise entfallen 5 bis 10 % der landwirtschaftlichen Betriebskosten auf Dünger und Pflanzenschutzmittel. Würde man die Preisdifferenz gegenüber den benachbarten Ländern um 20 % reduzieren, würden die Produzentinnen und Produzenten schätzungsweise von rund 20 Mio. CHF tieferen Vorleistungspreisen profitieren. Im Einkommensbericht des Bundesamtes für Landwirtschaft wurde festgehalten, dass “sich die Landwirtschaft sowohl beim Einkauf der Vorleistungen als auch beim Absatz ihrer Produkte einer konzentrierten Marktmacht gegenüber sieht.” Die Einführung einer Transparenz-Plattform für landwirtschaftliche Vorleistungen soll diese unerwünschten Marktassymetrien ans Licht bringen und durch mehr Transparenz die Lebensmittelproduktion in grossem Umfang entlasten.