Wichtige Rolle der Migros: Verzicht auf Brotpreiserhöhung; Erhöhung Produzentenanteil

Wichtige Rolle der Migros: Verzicht auf Brotpreiserhöhung; Erhöhung Produzentenanteil

Gemäss der Berichterstattung in der Zeitung Blick will die Migros erst nach Vorliegen der definitiven Einschätzung der Erntesituation 2024 über mögliche Preiserhöhungen beim Brot entscheiden. Faire Märkte Schweiz hat die Brotpreiserhöhungen von Coop resp. die Argumentation dazu stark verurteilt, wie dies am 09.10.2024 per Medienmitteilung kommuniziert wurde.

Gestützt auf die provisorische Augusterhebung kann gesamtschweizerisch von rund einem Drittel tieferen Erntemengen ausgegangen werden. Gemäss den vereinbarten Richtpreisen steigen die Produzentenpreise beim Brotgetreide in diesem Jahr jedoch nur minimal um rund 1.5 Franken pro dt. Die Produzenten sind somit mit grossen Erlöseinbussen konfrontiert (Menge x Preis), da die Unterversorgung nicht mit höheren Preisen, sondern mit Importen ausgeglichen wird. 

Wir unterstreichen an dieser Stelle die wichtige Rolle der Migros als Marktführerin gegenüber den produzierenden Bäuerinnen und Bauern und gelangen mit folgenden Anliegen an Sie:

1.) Verzicht auf Brotpreiserhöhung:

Migros verzichtet auf eine Brotpreiserhöhung im Herbst 2024, da sich die vereinbarte Richtpreiserhöhung beim Brotgetreide lediglich im Betrag von rund 1.5 Rp pro kg Brot zu Buche schlagen wird. Gleichzeitig liegt es an der Migros, ihre Verantwortung als marktführende Unternehmung wahrzunehmen und sich über ihre Lieferanten für Preisverbesserungen bei den Produzenten einzusetzen, insbesondere in diesem schlechten Erntejahr.

Falls andere Kosten einen Druck auf die Endverkaufspreise verursachen, dann ist dies klar zu kommunizieren. Wir weisen aber darauf hin, dass auch die Getreideproduzenten mit umfangreichen Kostensteigerungen zu kämpfen haben, die sie in ihrer „schwachen“ Rolle als Anbieter nicht überwälzen können.

2.) Erhöhung Produzentenanteil:

Aufgrund der Marktmacht-Verhältnisse konnten sich die Produzenten in den letzten Jahren immer weniger am Endverkaufspreis von Brot und Backwaren beteiligen. Der Produzentenanteil sinkte durchschnittlich auf noch 7% der gesamten Wertschöpfung. Als marktführende Unternehmung hat die Migros diese Entwicklung in die richtigen Bahnen zu lenken und sich bei ihren Lieferanten dafür einsetzen, dass die Produzenten mittelfristig von einem höheren Anteil am Endverkaufspreise profitieren können. Sie hat dies gegenüber ihren Konsumentinnen und Konsumenten klar zu deklarieren.

In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass der gesellschaftliche Druck für mehr Transparenz gross und ein entsprechender politischer Vorstoss eingereicht wurde (der Bundesrat wird beauftragt, die Voraussetzungen zu schaffen, damit bei Lebensmitteln für die Konsumentinnen und Konsumenten ersichtlich ist, welcher Anteil des Preises an die Schweizer Landwirtinnen und Landwirte geht, Motion  24.3706).  Wir erwarten von der Migros, dass sie dieses Anliegen aufnimmt, bevor die Politik handeln muss.

Wir fordern die Migros auf, ihrer grossen Verantwortung im Lebensmittelmarkt auch auf Produzentenseite nachzukommen und sich für die obigen Anliegen im Sinne der Schweizer Getreideproduktion zu engagieren.

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