Brotpreise steigen trotz höheren Billigimporten von Getreide

Brotpreise steigen trotz höheren Billigimporten von Getreide

Transparenz- und Fairnessorganisation Faire Märkte Schweiz (FMS) fordert Transparenz im Brotgetreidemarkt und eine Sektoruntersuchung durch die Wettbewerbskommission

Schlechte Ernten müssten höhere Preise für Getreide und damit höhere Brotpreise zur Folge haben – und das wurde in aktuellen Meldungen auch suggeriert. Nun deckt Faire Märkte Schweiz (FMS) auf: Diese Begründung ist falsch. Vielmehr haben Grosshändler die Brotpreise angehoben, um ihre Margen zu optimieren. Die Bauern erhalten trotz katastrophaler Ernte kaum mehr Geld für ihr Getreide. Vielmehr wird günstiges Importgetreide verwendet – statt aber die Brotpreise zu senken, erhöhen sie diese auch noch und profitieren so doppelt. Faire Märkte Schweiz (FMS) fordert eine kartellrechtliche Untersuchung der Wettbewerbsverzerrungen im Brotgetreidemarkt, weil vor allem Grossmühlen und Grossverteiler von den aktuellen Marktbedingungen profitieren.

Stefan Flückiger, Präsident FMS: «Die Brotpreise im Laden müssten angesichts der derzeitigen Situation günstiger werden, nicht teurer». Der Grund: Aufgrund der Ernteverluste von bis zu einem Drittel muss verstärkt auf günstigere Importgetreide gesetzt werden, das deutlich unter den heimischen Produktionskosten liegt. Importweizen koste inkl. Zollabgaben rund 50 Franken pro Dezitonne. Gemäss dem Schweizerischen Getreideproduzentenverband liegt er damit rund 8.–10.-/dt unter dem Richtpreisniveau für Schweizer Weizen. 

FMS sieht hier einen klaren Fall von unlauterem Wettbewerb. Während Bäcker und Bauern mit steigenden Kosten und Ernteausfällen zu kämpfen haben, machen Grossmühlen und der Detailhandel ein lukratives Geschäft, so die Analyse. Die Preiserhöhungen bei Brot bei Coop von 20 Rappen gemäss Blick von 2.40 auf 2.60 bei Halbweissbrot (1kg) der Billiglinie Prix Garantie stehen in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Erhöhung der inländischen Getreidepreise aufgrund der leicht höheren Richtpreise dieses Jahr, die im Schnitt nur 1,5 Rappen pro Kilogramm Brot ausmachen dürften.

Darüber hinaus weist FMS darauf hin, dass die internationalen Getreidepreise derzeit um 10 % unter den Vorjahreswerten liegen, wie dies der Getreideproduzentenverband vor Kurzem publizierte. «Dies ist ein klassisches Indiz für eine Marktmacht-Situation, indem die marktmächtigen Grossmühlen und Grossverteiler Preissteigerungen durchsetzen und die Getreideproduzenten trotz der katastrophalen Missernten kaum Preisverbesserungen am Markt realisieren können», sagt FMS-Präsident Stefan Flückiger.

Mit einer Anzeige bei der Wettbewerbskommission (Weko) fordert FMS, die Wettbewerbsverzerrungen im Brotgetreidemarkt kartellrechtlich überprüfen zu lassen, wie heute berichtet wird1. Ziel ist es, mehr Transparenz in der Preisbildung zu schaffen und eine faire Marktordnung zu etablieren. «Wir fordern die Weko umso mehr, dass nun eine Sektoruntersuchung durchgeführt werden muss», sagt Stefan Flückiger. Zusätzlich fordert FMS eine Reform der Getreidemarktordnung, um die Position der Produzenten zu stärken.

Hintergrund: Die Schweizer Getreideproduzenten tragen das Risiko der schlechten Ernten, was für viele Bauern dieses Jahr Mindereinnahmen von bis zu 1’500 Franken pro Hektar bedeutet. Gleichzeitig müssen sie  mit Preisabzügen auf ihrer Getreideabrechnung von CHF 4.60/dt rund 45’000 To heimisches Getreide stark verbilligt exportieren. Wenn man bedenkt, dass dieses Jahr nicht nur die üblichen Kontingentsmengen von 70’000 To, sondern vermutlich noch deutlich mehr importiert werden muss, hört sich dies geradezu grotesk an. Dies zeigt nach Ansicht von FMS die Dringlichkeit einer Reform der Getreidemarktordnung, wie die Organisation dies in ihrer Systemanalyse dargelegt hatte.

  1. www.blick.ch/wirtschaft/mieses-spiel-mit-dem-brotpreis-verein-zeigt-detailhaendler-und-grossmuehlen-bei-wettbewerbsbehoerde-an-id20208968.html ↩︎

Folgen:

Weitere Beiträge

FMS-Preismonitor – Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit  und weitere Themen: Monatsbericht Oktober 2025

«Bio-Lebensmittel kosten im Laden massiv mehr. Aber die Menschen, die diese herstellen, erhalten nur einen Bruchteil des Aufschlags.» So berichtet der Beobachter über die neueste Veröffentlichung der FMS-Preismonitor-Studie. Für Schlagzeilen sorgte auch das Pfünderli: Nach Aldis Ankündigung, 500g-Brote für 0.99 Franken anzubieten, zogen andere Händler nach. Da FMS im Brotgetreidemarkt bereits Marktverzerrungen festgestellt hat, prüfen wir mögliche wettbewerbsrechtliche Folgen. Erfreulich ist die Entwicklung in der Romandie: In Meyrin (GE) wurde erstmals der lokal+fair-Award vergeben.

FMS-Projektserie: So geht fair. Wie Schweizer Unternehmen Fairness und Transparenz in die Praxis umsetzen

Faire Märkte Schweiz engagiert sich für faire und transparente Märkte. Was dies in der Praxis von Schweizer Unternehmen im Agrar- und Lebensmittelsektor bedeutet und welche Herausforderungen damit einhergehen können, wird in der Projektserie “So geht fair.” beleuchtet. Anhand von inspirierenden Beispielen macht die Serie sichtbar, dass ein Engagement im Bereich Fairness und Transparenz nicht nur machbar, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist – und lädt dabei zum Dialog und Nachahmung ein. 

Neue Studie zeigt: Bio-Produkte in der Schweiz werden benachteiligt

Wer im Laden zu Bio-Produkten greift, zahlt oft mehr – doch davon kommt bei den Bauern wenig an. Der FMS-Preismonitor 2025 zeigt, dass die Margen für Bio-Produkte nach wie vor ungleich verteilt sind: Während die Konsumentenpreise stabil bleiben oder steigen, sinken die Produzentenpreise, also der Anteil an Verkaufspreis für die Bauern, teils sogar. Besonders betroffen sind Fleisch, Obst und Gemüse. Einzig bei der Milch gibt es einen Lichtblick.