FMS Reaktion zu Coop Bio 365: Fairness-Prinzip von Coop aufs Äusserste verletzt!
Coop will mit der neuen Linie «Bio 365» günstige importierte Produkte mit tieferen Qualitätsstandards als die Knospe von Biosuisse einführen. Das soll u.a. wegen der Preisvergleiche von Preisüberwacher und Faire Märkte Schweiz (FMS) erfolgt sein. Zum einen weist FMS das vehement zurück. Als Transparenz- und Kompetenzorganisation hat FMS vielmehr vor Kurzem mit dem Preismonitor nicht nur die zu hohen Endverkaufspreise, sondern v.a. die verzerrten Preisrelationen und unfairen Anteile für die Biobauern thematisiert. Zum anderen kritisiert FMS die Preispolitik der marktmächtigen Grossverteiler, bei einer kleineren Anzahl von zahlungskräftigeren Kunden höhere Preise durchzudrücken, gleichzeitig die Produzentenpreise unter Druck zu setzen und damit die Nachhaltigkeitsbewegung zu blockieren. Indem nun auf importiertes Bio ausgewichen wird, ist das Fairness-Prinzip mehrfach verletzt.
Der von FMS publizierte Preismonitor der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) hat Anfang diesen Monat bestätigt, dass die praktizierte Preispolitik der Grossverteiler bei Nachhaltigkeitsprodukte Gift ist für den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit (https://fairemaerkteschweiz.ch/preismonitor/). Die Konkurrenzfähigkeit von Bioprodukten gegenüber Standardsortimenten wird beträchtlich beeinträchtigt, indem die beiden Grossverteiler für Bioprodukte im Durchschnitt eine doppelt so hohe Bruttomarge als für Standardprodukte kalkulieren. Dies ist umso erstaunlicher, weil die eigentliche Nachhaltigkeitsleistung in der Landwirtschaft generiert wird.
Der Preismonitor liefert auch Indizien für unfaire Handelspraktiken, wie sie bei Missbrauch von Marktmacht vorliegen. Bäuerinnen und Bauern erhalten nur wenig höhere Preise, wenn sie nach Biorichtlinien produzieren. Von einem Franken, den Konsumentinnen und Konsumenten für Bioprodukte ausgeben, erhalten die Bauern im Durchschnitt nur 33 Prozent. Bei günstigen Varianten von Standardprodukten liegt dieser Anteil hingegen bei 41 Prozent.
Coop stiehlt sich aus der Verantwortung: Schweizer Konsumenten haben Anrecht auf echtes Bio
Indem Coop sich nun aus der Verantwortung für die Schweizer Landwirtschaft und auch für die Schweizer Konsumentinnen stiehlt, weil diese ein Anrecht auf echt-Bio haben, und sich nun Billig-Bio aus dem Ausland eindeckt, verstösst Coop mit dieser Politik mehrfach gegen die Fairnessprinzipien. Dies sehen auch Wirtschaftsethiker so und appellieren an die marktmächtigen Grossverteiler, dass die Frage der Macht mit der Frage der Verantwortung zusammengehört. Der Wirtschaftsethiker Dr. Thomas Wallimann hat dies in einem Blogbeitrag bei FMS im letzten Jahr deutlich gefordert: (https://fairemaerkteschweiz.ch/nachhaltig-wirtschaften/).
Beim Nachhaltigkeitsverhalten der Detailhändler werde die Frage der Gerechtigkeit und Fairness häufig ausgeklammert. «Denn wer mehr Macht hat, hat nicht nur mehr Möglichkeiten, sondern trägt eben auch deutlich mehr Verantwortung und damit einen grösseren Handlungsspielraum zur Realisierung fairer Verhältnisse sowie zur Erreichung der Ziele des Nachhaltigkeitskonzept». Wallimann vermutet, dass «für die Grossverteiler die ökonomischen Ziele (Gewinn) weit höher gewichtet werden als die sozialen. Dies zeigt sich konkret an der ungleichen Verteilung der Preisentwicklung in der Wertschöpfungskette, der Sorge um die Vielfalt in der Produktion sowie in der Art und Weise des Einbezugs (Partizipation) der Produzentinnen».
FMS lehnt die Reaktion von Coop mit «Bio 365» vehement ab, die zeigt, dass marktmächtige Unternehmungen wie Coop den transparenten Wettbewerb unter Fairnesskriterien immer wenig praktizieren und damit immer mehr volkswirtschaftlichen Schaden anrichten – im Fall von «Bio 365» nun vermehrt auch zulasten von Umwelt, Mensch und Tier im Ausland.