Monatsbericht November

Monatsbericht November 2024

Auf den Artikel im letzten Newsletter ‘Gibt es eine «Streitkultur» in der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft?’ gab es diverse Rückmeldungen. Sie bestärken FMS, mit den bisherigen Aktivitäten für mehr Transparenz und Fairness weiterzumachen. Mit der Aktualisierung des Preismonitors bringen wir wieder etwas mehr Licht in die ‘unfaire’ Preisbildung der Detailhändler, die Label- und Bio-Produkte benachteiligt, dies im Fokusartikel. Bei den Kurzmeldungen berichten wir über die neue Transparenz-Plattform für landwirtschaftliche Vorleistungen, werfen einen Blick ins Bundeshaus und hinter die FMS-Kulissen und stellen ganz am Schluss einen interessanten lokal+fair-Partnerbetrieb aus der Westschweiz vor.


Im Fokus

Die Preisschere geht weiter auseinander – Veröffentlichung Preismonitor-Studie

Die neuesten Ergebnisse der Preismonitor-Studie, die von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) im Auftrag von FMS halbjährlich durchgeführt wird, zeigen viel Bewegung vor allem bei den Fleischpreisen. Neu hinzugekommen ist die Untersuchung von Fleischprodukten mit dem IP-Suisse Label. Die Differenzen zwischen Konsumenten- und Produzentenpreisen sind sowohl bei Bio- wie auch bei den IP-Suisse Produkten weiterhin überwiegend grösser als bei den konventionellen Produkten. So liegt der Wertschöpfungsanteil bei Ersteren bei durchschnittlich 34%, wobei konventionelle Produzentinnen und Produzenten 42% der Wertschöpfung vom Produktpreis im Laden für sich beanspruchen können.
Unter anderem die Tagesschau berichtete über die Ergebnisse der Studie und die Tatsache, dass die Grossverteiler erheblich von den höheren Preisen bei Bio- und Labelprodukten profitieren, während die Produzenten nur einen geringen Aufpreis erhalten. Der Beitrag löste auf den sozialen Kanälen eine interessante Diskussion zu den Themen Transparenz, Verantwortung im Markt und die Rolle der Konsumenten und Konsumentinnen aus. Die detaillierten Ergebnisse und Grafiken zur Studie sind hier zu finden.

Kurzmeldungen

Nationale Transparenz-Plattform für landwirtschaftliche Vorleistungen geplant

Die Preise für landwirtschaftliche Produktionsmittel wie Dünger und Pflanzenschutzmittel sind in den letzten Jahren deutlich stärker gestiegen als die Produzentenpreise. Es gibt Indizien dafür, dass die Märkte für die Vorleistungen der Lebensmittelproduktion aufgebläht sind und schlecht funktionieren. Schweizer Landwirtinnen und Landwirte bezahlen heute je nach Produkt im Durchschnitt bis zu 70% mehr als Produzenten in benachbarten Ländern, wie eine Systemanalyse von FMS aufzeigt. 

Faire Märkte Schweiz möchte deshalb den Fokus verstärkt auf die vorgelagerten Stufen der Landwirtschaft richten und plant zusammen mit einem Forschungspartner die Entwicklung einer Transparenz-Plattform. Die Plattform soll öffentlich zugänglich sein und die Preise in regelmässigen Abständen wissenschaftlich ausgewertet werden. In einer zweiten Phase sollen andere Vorleistungen wie beispielsweise Futtermittel oder Saatgut dazukommen. Mehr auch im Bericht des ‘Schweizer Bauer’

Wieso fairere (tiefere) Produktionsmittelpreise nicht dazu führen werden, dass in der Landwirtschaft mehr Dünger und Pflanzenschutzmittel mit negativen Folgen auf Biodiversität und Umwelt eingesetzt werden, beleuchtet Stefan Flückiger im Blogbeitrag “Fairness und Nachhaltigkeit gehören zusammen”. 

Vorschau Wintersession

Im Bereich der Fairness- und Transparenz-Thematik steht die Debatte zur parlamentarischen Initiative “Für eine wirksame Preisbeobachtung in der Lebensmittelkette” (22.477) im Vordergrund. Sie verlangt, das Landwirtschaftsgesetz in Bezug auf die Marktbeobachtung dahingehend zu ergänzen, dass bei der Preisbildung, den Margen und den Kosten in der ganzen Lebensmittelkette grössere Transparenz geschaffen werden kann. Faire Märkte Schweiz wird sich im Bundeshaus aktiv dafür einsetzen, dass dieser Vorstoss eine Mehrheit findet und damit die Intransparenzen in der Lebensmittelkette abgebaut und eine gerechtere Wertschöpfungsverteilung sichergestellt werden kann.

Blick hinter die Kulissen des FMS

Von vielen unserer Aktivitäten erfahren Sie durch unsere Berichterstattungen oder im öffentlichen Diskurs. Daneben findet ganz viel auch hinter den Kulissen statt, und auf diesem Weg wollen wir Sie und Euch in unseren Monatsberichten vermehrt mitnehmen.

Aktiv ist der FMS etwa auch in der Netzwerkpflege und dem Austausch mit Organisationen und Gremien im Bereich von Fairness, Transparenz und Nachhaltigkeit. Wir treffen Akteure aus der Wirtschaft, von Branchenorganisationen oder der Politik, halten Referate oder nehmen teil an Tagungen und Workshops. Berichte sind zu finden in unserer Serie ‘FMS en route’, unter anderem auf unserer Webplattform oder auf LinkedIn

Und auch nach innen stehen viele Aufgaben an. Ende Jahr gilt es unter anderem, die Schwerpunkte für das kommende Jahr festzulegen. Im September und Oktober haben Präsident, Vorstand und Geschäftsstelle, unter der fachkundigen Begleitung unseres Beirats, hierzu in intensiven Sitzungen die Köpfe zusammengesteckt, um die bestmöglichen Wirkungsziele und Handlungsfelder für den FMS zu identifizieren. Fokus 2025 wird unter anderem neben Forschungsprojekten, Transparenzoffensiven und der Prüfung konkreter Marktmachtmissbrauchfällen, die uns unter anderem über die Meldestelle erreichen, besonders auch die Stärkung von Kooperationen und Netzwerken sein.

Lokal+fair-Betrieb: Bauernhof Thierry Miauton – Frisches Obst und Gemüse direkt vom Hof 

Thierry Miauton im Kanton Waadt bewirtschaftet seinen Familienbetrieb in Oleyres und Faoug mit Leidenschaft und bietet regionale, saisonale Produkte im Direktverkauf an. Der Thierry Miauton-Bauernhof ist verdientermassen lokal+fair-Betrieb! Jede Woche liefert er Obst- und Gemüse-Körbe direkt zur Kundschaft nach Hause. Die Körbe sind individuell anpassbar, so dass Food Waste vermieden werden kann, und enthalten auf Wunsch weitere Hofprodukte wie Apfelsaft, Marmelade oder Eier.

Möchten Sie frische Qualität aus der Region und nachhaltige Landwirtschaft unterstützen? Bestellungen lassen sich hier aufgeben: Thierry Miauton – Gemüse & Früchte-Körbe.

Mehr zum Hof: https://thierrymiauton.ch/

lokal+fair-Betrieb: Bauernhof Thierry Miauton.  Photo: www.thierrymiauton.ch

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