FMS-Preismonitor – Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit  und weitere Themen: Monatsbericht Oktober 2025

FMS-Preismonitor – Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit  und weitere Themen: Monatsbericht Oktober 2025

“Bio-Lebensmittel kosten im Laden massiv mehr. Aber die Menschen, die diese herstellen, erhalten nur einen Bruchteil des Aufschlags.” So berichtet der Beobachter über die neueste Veröffentlichung der FMS-Preismonitor-Studie. Sie zeigt: Es gibt leichte Verbesserungen – aber es bleibt noch viel zu tun. 
Für grosse mediale Aufmerksamkeit sorgte zudem das ‘Pfünderli’. Nach der Ankündigung von Aldi, das 500g-Halbweiss- und Ruchbrot neu für den Kampfpreis von 0.99 Franken anzubieten, folgten die anderen Detailhändler prompt. Da FMS im Brotgetreidemarkt bereits mehrere Marktverzerrungen festgestellt hat, beobachten wir die Entwicklungen genau und prüfen, ob ein möglicher Verkauf unter Einstandspreis wettbewerbsrechtlich relevant sein könnte.
Erfreuliche Nachrichten kommen aus der Romandie: In Meyrin (GE) konnte der FMS  in der französischsprachigen Schweiz den ersten lokal+fair-Award überreichen. Die Gemeinde zeigt beispielhaft, wie öffentliche Ernährungspolitik konsequent auf Nachhaltigkeit, Fairness und lokale Produktion ausgerichtet werden kann, und welchen Nutzen das für Bevölkerung, Umwelt und Tierwohl hat.

Im Fokus

FMS-Preismonitor 2025: Bio- und Labelprodukte weiterhin benachteiligt

Die vierte Ausgabe der FMS-Preismonitor-Studie zeigt: Wer Bio- oder IP-Suisse Produkte kauft, zahlt deutlich mehr – doch bei den Produzierenden kommt nur ein kleiner Teil dieses Aufpreises an. Eine leichte Entspannung gibt es bei den vier Produkten Vollmilch, Joghurt, Eier und Rindshackfleisch. Doch auch dort sind die Wertschöpfungsanteile für die Bio-Produkte kleiner als beim konventionellen Produkt. 

Besonders stark ist die Schieflage beim Fleisch: Beim Bio-Hinterschinken fliessen nur etwa 12 % des Ladenpreises an die Produzierenden, obwohl Bio-Kundinnen und Kunden bis zu 250 % mehr bezahlen. Auch bei Bio-Äpfeln, -Kartoffeln und -Karotten bleibt die Preisschere weit offen. Laut der von der FHNW im Auftrag von Faire Märkte Schweiz erstellten Studie verbleibt ein grosser Teil der Wertschöpfung bei Verarbeitung und Handel – während Produzierende, Umwelt und Tierwohl kaum profitieren.

Neu zeigt sich zudem eine stärkere Annäherung der Billiglinien (M-Budget und Prix Garantie) von Migros und Coop an die Discounterpreise. Dieser Wettbewerb ist grundsätzlich positiv, darf aber nicht auf Kosten der Produzentenpreise gehen. FMS beobachtet die Entwicklung genau, denn um die Transformation des Ernährungssystems in Richtung Nachhaltigkeit voranzubringen, braucht es dringend faire Produzentenpreise und eine insgesamt transparentere Preisbildung. Nur so können Bioprodukte für Konsumentinnen und Konsumenten erschwinglich werden und gleichzeitig eine umwelt- und tiergerechte Produktion gesichert werden. 

Mehr zu den aktuellen Ergebnissen: https://fairemaerkteschweiz.ch/preismonitor/

Kurzmeldungen

Das ‘99-Rappen-Pfünderli’: FMS prüft den Fall derzeit

Faire Märkte Schweiz setzt sich seit Längerem mit dem Getreide- und Brotmarkt auseinander. Er ist hoch konzentriert und nicht nur der Handel, sondern auch die Verarbeitung wird durch marktbeherrschende Unternehmen dominiert. Diese Marktkonstellation begünstigt missbräuchliches Verhalten, was FMS schon mehrfach aufgezeigt hat:

Im letzten Jahr hat FMS eine Weko-Klage zum Marktmachtmissbrauch im Mehlbereich eingereicht. Nun steht der Brotmarkt im Fokus, weil Aldi kürzlich den Preis beim Pfünderli auf 99 Rappen gesenkt und die Mitbewerber bzw. Grossverteiler den sofortigen Nachzug bekannt gegeben haben. In den vielen Medienberichten wurde den Konsumentinnen und Konsumenten der eklatante Unterschied zwischen der handwerklichen und der industriellen Herstellung von Lebensmittel vor Augen geführt: Bei den gewerblichen Bäckereien liegt der kostendeckende Preis zwischen 3.50 und 5.00. Noch offen ist, wie die Kalkulation bei der industriellen Herstellung aussieht und ob der Verkauf unter Einstandspreis wettbewerbsrechtlich als problematisch eingestuft werden kann. Dies wird derzeit von FMS abgeklärt. 

lokal+fair-Award Übergabe in Meyrin

Am 16. Oktober durften wir den Verantwortlichen der Stadt Meyrin GE den Award für vorbildliche Leistungen im Bereich lokal+fair übergeben. Meyrin verfolgt seit vielen Jahren eine Politik der nachhaltigen Entwicklung, die insbesondere auch die Fragen der Ernährung mit lokalen und regionalen Produkten umfasst. So hat die Stadt beispielsweise dafür gesorgt, dass ihre eigenen Dienststellen und Partnerbetriebe mit lokalen oder regionalen Produkten versorgt werden. Meyrin zeichnet sich durch den aktiven Dialog mit der Zivilgesellschaft aus und hat mehrere Initiativen der Bevölkerung unterstützt und mitgeprägt: Landwirtschaftliche Genossenschaft “Ferme des vergers”, Genfer Lebensmittelkasse “Caisse genevoise de l’alimentation Calim-GE”, Zusammenschluss der Direktvermarktungsbauern MAPC “Mouvement pour une Agriculture Paysanne et Citoyenne” oder das Projekt Locali, das für eine neue Art des Konsums einsetzt. MAPC und Locali sind offiziell Partnerorganisationen von lokal+fair.

Von links nach rechts: Mélanie Battistini (Verwaltungsrätin, Landwirtschaftliche Genossenschaft, Ferme des vergers), Sabine Bally (Koordinatorin, Caisse genevoise de l’alimentation), Stefan Flückiger (FMS-Präsident & Co-Geschäftsführer), Xhevrie Osmani (Verwaltungsrätin, Stadt Meyrin)

FMS-Projektserie «So geht fair»: Biofarm – ehrlich. sinnvoll. seit 1972

Die Genossenschaft Biofarm zeigt seit über 50 Jahren, wie Fairness und Transparenz in der Praxis gelebt werden können. Als Pionierin des Biolandbaus in der Schweiz fördert sie nachhaltige Landwirtschaft, stärkt Produzentinnen und Produzenten und bringt hochwertige Bio-Lebensmittel in den Handel. Mit klaren Grundsätzen sorgt Biofarm für faire Preise und stabile Partnerschaften: Alles, was angebaut wird, wird auch abgenommen – zu transparent kommunizierten Konditionen.

Ihre Stärke liegt in der Vermittlung zwischen Bauernhöfen und Markt: Sie trägt Vermarktungsrisiken, übernimmt Lagerhaltung und setzt sich für gerechte Wertschöpfung entlang der Lieferkette ein. Auch intern lebt Biofarm Fairness mit offener Kommunikation, flachen Hierarchien und grossem Vertrauen in die Mitarbeitenden. Trotz Markt- und Preisdruck bleibt das Ziel klar: gesunde Strukturen für eine faire, zukunftsfähige Landwirtschaft. Der Bericht zur Projektserie «So geht fair».


lokal+fair-Betrieb: DiräktÄcht aus Luzern

Die 2024 gegründete Genossenschaft DiräktÄcht aus Luzern verfolgt die Vision, frische Biolebensmittel möglichst direkt vom Feld und Stall auf den Teller zu bringen. Über die Online-Plattform können Konsumentinnen und Konsumenten ihre Lebensmittel bestellen und dabei genau nachvollziehen, woher ihre Produkte stammen und lokale Produzierende gezielt unterstützen. Diese bestimmen ihre Preise selbst – alle Zusatzkosten wie Lieferung oder Zahlungsgebühren werden transparent ausgewiesen. Bestellungen lassen sich bequem nach Hause liefern oder an einer Depotstelle im Quartier abholen.

DiräktÄcht will das Modell regionaler Ernährungssouveränität in der ganzen Zentralschweiz verbreiten und lädt Produzierende wie Konsumierende ein, sich auf der Plattform zu registrieren und von kurzen Wegen, fairen Preisen und regenerativer Landwirtschaft zu profitieren. Willkommen sind auch Kooperationen mit Solawis, Foodcoops oder engagierten Quartiervereinen.

Mehr Infos unter diraektaecht.ch. Alle lokal+fair-Betriebe auf der Webseite: www.lokalundfair.ch 

Gründungs- und Teamfoto der Genossenschaft DiräktÄcht

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