Monatsbericht Dezember 2024
Im letzten Newsletter in diesem Jahr gehen wir nochmals ein auf die Meilensteine in diesem Jahr und blicken hoffnungsvoll ins neue Jahr.
Unsere Monatsberichte sind Gemeinschaftswerke. Bei den Beiträgen wird Präsident Stefan Flückiger unterstützt von Co-Geschäftsführerin und Projektleiterin Stéphanie Lichtsteiner sowie von der Geschäftsstelle, die schreiben, redigieren, digital Einpflegen und im Hintergrund vieles Weiteres erledigen – damit monatlich News und Hintergründe zur Fairness in der Schweiz veröffentlicht werden können.
Faire Märkte Schweiz engagiert sich für fairere Märkte für alle Akteure, insbesondere für die kleineren und mittleren Betriebe. Stellvertretend für diese hat FMS eine Weihnachtsbotschaft mit vier zentralen Wünschen und Forderungen an den Markt und die Politik formuliert:
Im Fokus
Rückschau aufs 2024 – Ausblick aufs 2025
Fokus Politik: Mit dem grossartigen (und für Politik-Insider undenkbaren) Erfolg in der Wintersession mit dem Nein zur “Motion Knecht” markierten wir auch klar ein Nein zu versteckten Subventionen und Ungleichbehandlungen in den Agrarmärkten. Die Lobby der Systemprofiteure wollte dann in der Märzsession im Zollgesetz mit einer “Zwängerei” doch noch an den wettbewerbsverzerrenden Subventionstopf gelangen, was wir gemeinsam mit unseren Unterstützenden mit zwei Gegenanträgen verhindern konnten. Mit verschiedenen Vorstössen und Interventionen erzielten wir während des ganzen Jahres zum Thema Transparenz und Fairness punktuelle Verbesserungen bei den Rahmenbedingungen. Die grösste Wirkung erreichten wir jedoch mit unseren Aktivitäten, indem wir aufzeigen konnten, dass das Schweizer Wettbewerbsrecht vor allem den Grossen nützt und die Kleinen zu wenig schützt – und dies auch zum Schaden von Umwelt und Nachhaltigkeit.
Ausblick 2025: Im neuen Jahr werden wir weiterhin die Verantwortung der Politik und die Rolle des Staates beim Thema Marktversagen in Schweizer Agrar- und Lebensmittelmärkten analysieren und aufzeigen. Dabei knüpfen wir an die erfolgreichen Vorstösse vom vergangenen Jahr an und arbeiten gezielt daran, die politischen Rahmenbedingungen in der Agrarpolitik sowie im Wettbewerbs- und Kartellrecht weiterzuentwickeln – mit dem Ziel, fairere Marktbedingungen für alle Akteure zu schaffen.
Fokus Markt: Mit unseren Recherchen und Studien konnten wir in diversen Märkten mehr Transparenz schaffen und Aufmerksamkeit für unfaire Handelspraktiken generieren. Auslöser waren dabei auch mehrere Meldungen auf unserer Meldestelle. So publizierten wir beispielsweise Anfangs Jahr unter dem Titel “Migros will sparen – auf Kosten von Bauern und Tierwohl”, weil unter dem Radar der Öffentlichkeit den Produzenten die Reduktion von 40’000 Schweinen aus tierfreundlicher Haltung angekündigt wurde. Auch konnen wir mit einer Recherche zu den Milchabrechnungen den Unmut bei den Milchproduzenten bestätigen: Es besteht tatsächlich eine besonders grosse Diskrepanz zwischen dem offiziellen Richtpreis der Branchenorganisation Milch, dem effektiv ausbezahlten Milchpreis für die Produzenten und dem kostendeckenden Milchpreis.
Faire Märkte Schweiz hat mit seinen Recherchen die Diskussion zum Thema Marktmacht und deren Missbrauch in der Land- und Ernährungswirtschaft lanciert.Verschiedene Beispiele belegen diesbezüglich die zunehmenden Ungleichgewichte entlang der Wertschöpfungskette mit den Konsequenzen, dass der Preisdruck auf die Produzentenpreise zu- und der Anteil der Produzenten an der Wertschöpfung weiter abgenommen hat. Die Benachteiligung von Label- und Bioprodukten haben die Forschungsarbeiten zum Preismonitor untermauert. Eine FMS-Umfrage zeigte die Unzufriedenheit bei den Bauern und Bäuerinnen: Zwei Drittel wollen die Situation nicht länger akzeptieren und 85% unterstützen das Engagement von Faire Märkte Schweiz für fairere Marktbedingungen, was für unser Wirken sehr positiv ist.
Ausblick 2025: Fürs neue Jahr sind bereits zahlreiche Projekte in der Vorbereitung, die darauf abzielen, Transparenz in verschiedenen Märkten zu schaffen. Denn unfaire Handelspraktiken treten oft dort auf, wo Intransparenzen und Marktungleichgewichte vorherrschen. Faire Märkte Schweiz wird sich unter anderem mit der Problematik der Marktmacht im Gastrogrosshandel sowie in der Branche der landwirtschaftlichen Vorleistungen beschäftigen. Ebenso werden wir die Auswirkungen der Preisoffensiven der Grossverteiler im Fleischsektor auf die Produzentinnen und Produzenten genau verfolgen und bei Bedarf mit gezielten Massnahmen und Aktivitäten intervenieren.
Projekt lokal+fair: Im Februar dieses Jahres nahm auch das FMS-Projekt lokal+fair Fahrt auf. Damit soll der Anteil des Konsumentenfrankens aus lokaler Produktion erhöht und die lokalen Lebensmittelnetzwerke gestärkt werden. Im Pilotjahr haben sich mehr als 30 (!) Betriebe und Gemeinden daran beteiligt. Die Aktivitäten fanden mit dem nationalen Direktvermarktungstag lokal+fair im September 2024 einen geglückten Höhepunkt.
Wir konnten aufzeigen, dass unsere Aktivitäten im Projekt lokal+fair in den Partnergemeinden Wirkung zeigen und bereits eine wertvolle Vernetzung von Akteuren stattgefunden hat sowie neue Absatzkanäle für Produzentinnen und Produzenten eröffnet werden konnten – und breit auch von Finanzierungspartnern getragen wird.
Ausblick 2025: Viele Betriebe und Gemeinden in neuen Schwerpunktregionen zeigenbereits heute Interesse, sich an der Kampagne 2025 zu beteiligen. Im Frühling wird die Begleitkampagne zur Sensibilisierung der Bevölkerung starten und bis zum zweiten nationalen Direktvermarktungstag lokal+fair im September dauern.
Kurzmeldungen
lokal+fair-Betrieb: Sennerei Bachtel
Im lokal+fair-Betrieb der Sennerei Bachtel im Zürcher Berggebiet wird regionale Milch von biodynamisch produzierenden Bauernhöfen verarbeitet. Rund 1 Million (!) Liter Demeter- Milch wird verarbeitet. Besonders wichtig ist der Sennerei Bachtel eine schonende, auf traditionellen Rezepten basierende Produktion. “Wir achten auf einen sorgfältigen Umgang mit den Ressourcen und auf ein faires Verhältnis zu unseren Handelspartnern”, heisst es dazu. Käse, Roh- oder Vollmilch, Joghurt und mehr: Die Produkte sind in Bioläden und Reformhäusern erhältlich oder können online erworben werden: https://www.sennerei-bachtel.ch/produkte. Rund 50 Prozent der Produkte werden in der Region vermarktet.
Mehr zum Hof: https://thierrymiauton.ch/
Faire Märkte Schweiz besuchte die Sennerei Bachtel mit dem Geschäftsführer Vital Brodbeck (mitte) und dem Molkereifachmann Ali Rezai (rechts), links FMS-Präsident Stefan Flückiger. |