Monatsbericht März

Am 24. Januar 2024 machte FMS publik, dass Migros die Bezugsmengen von IP-SUISSE Schweinen um 40’000 Schweine abbauen wird. Wir berichteten im Newsletter Januar/Februar darüber. Besonders erfreulich war dann, dass nach der barschen Diskussion in den Fach- und den sozialen Medien die Migros in der Folgewoche die IP-SUISSE-Prämie für Labelschweine von 35 Rp auf 40 Rp pro kg Schlachtgewicht erhöhte. Wenn wir uns auch oft kritisch gegenüber den marktmächtigen Unternehmungen äussern, dann möchten wir dieses Zeichen einmal positiv hervorheben. Auf der anderen Seite bestätigt es unsere Hypothese, dass marktmächtige Unternehmungen ihre Preispolitik willkürlich bestimmen und beispielsweise bei einem Überhang an Labelschweinen die Woche darauf die IP-SUISSE Prämie erhöhen können, was ganz und gar nicht der ökonomischen Logik entspricht.

Im Fokus berichten wir heute über unsere Getreide-Recherche und die Debatte betreff Zollgesetz. In den Kurzmeldungen gehen wir auf die Bauernproteste ein und die Rolle von FMS. Ebenso berichten wir über den Fall Wiesenmilch, bei dem FMS aufgedeckt hat, dass für nachhaltige Milch mit Umwelt- und Tierwohlmehrwerten den Produzenten tiefere Preise als derjenige für konventionelle A-Milch bezahlt werden. Am Schluss informieren wir über den aktuellen Stand bei unserem Projekt «lokal+fair».


Im Fokus

FMS-Recherche im Brotgetreide-Sektor

Nach unseren Aktivitäten im Rahmen der «Motion Knecht» haben wir auf unserer FMS-Meldestelle von KMU-Müllern Meldungen erhalten: Sie seien durch diverse Systemfehler im Markt benachteiligt bzw. Grossmühlen übermässig bevorzugt. Als Transparenzorganisation haben wir daraufhin eine Systemanalyse durchgeführt und sind auf grössere Missstände gestossen. Der Sonntags-Blick hat diesen Missstand aufgegriffen.

Laut unserer Analyse ist das heutige System im Brotgetreidemarkt nicht fair. Verschiedene Wettbewerbsverzerrungen und Ungleichbehandlungen funktionieren einseitig zu Lasten der Landwirtschaft und KMU-Mühlen. Faire Märkte Schweiz schlägt gezielte Systemkorrekturen vor, wie die «verstecken» Rentenbildungen beseitigt werden und wie hoch die Erlös- und Einkommensvorteile für die Bäuerinnen und Bauern sein könnten: Werden beispielsweise die mutmasslich überhöhten Mehlpreise, wie sie derzeit dem Bundesamt für Landwirtschaft gemeldet werden, mit den im Markt effektiv bezahlten Mehlpreisen ersetzt, könnten die Getreideproduzenten bis zu CHF 3.5 Mio. einsparen. Damit liessen sich ihre hohen Preisabzüge von CHF 4.63 pro dt abgeliefertes Getreide für den Marktentlastungsfonds reduzieren. Heute profitieren v.a. die exportierenden Verarbeiter wie beispielsweise Nestlé mit Leisi Teigen und die Grossmühlen (Swissmill, Groupe Minoteries), weil letztere damit ihre Kapazitäten besser auslasten können.

FMS zeigte auf, dass die Landwirtschaft im Rahmen der Mengensteuerung viel zu hohe Zugeständnisse an die Akteure der nachgelagerten Wertschöpfungsstufen macht. So könnten beispielsweise bei der Verbilligung von inländischen Getreiderohstoffen für die Ausfuhr von Verarbeitungsprodukten grosse Beträge eingespart werden. Der vermehrte Einsatz von ausländischen Grundstoffen (aktiver Veredelungsverkehr) würde für die Produzenten viel günstiger zu stehen kommen. Insgesamt könnte die Landwirtschaft bei der Mengensteuerung im Brotgetreidesektor bis zu CHF 15 Mio. einsparen.

Es ist angezeigt, die auf dem Markt für Getreide, insbesondere für Backmehl, vorhandenen Systemfehler bzw. Wettbewerbsverzerrungen mittels einer Sektoruntersuchung kartellrechtlich abzuklären. Wir werden mit diesem Fall in den nächsten Wochen an die Weko gelangen.

Kurzmeldungen

Zollabgabegesetz: Wiedereinführung wettbewerbsschädlicher Regelung verhindert

Als Ergänzung zum Fokus-Thema ist anzufügen, dass es der Getreide-Lobby beinahe gelungen ist, über die Hintertüre eine wettbewerbsschädliche Regelung ins Zollabgabegesetz (ZoG) zu schmuggeln, das letzte Woche im Nationalrat debattiert wurde. Die Motion Knecht (23.3833) ist im Dezember im Nationalrat mit 93 Nein zu 86 Ja und 7 Enthaltungen abgelehnt worden. Es darf als «Zwängerei» der «System-Profiteure» bezeichnet werden, denen jedes Mittel recht ist, um am wettbewerbsverzerrenden Subventionstopf zu bleiben, dass nun die gleiche Forderung als neuer Artikel im Zollabgabegesetz aufgeführt wurde. FMS hat sich erneut stark engagiert und ist auch mit einem Schreiben an die Nationalrätinnen und Nationalräte gelangt, damit dieser Zusatzartikel mit 96 zu 85 Stimmen und 9 Enthaltungen erneut abgelehnt wurde.

Bauernproteste: Zunehmende Marktmacht trägt mit dazu bei

Die Erlös- und Einkommensprobleme in der Landwirtschaft sind zum grössten Teil marktgemacht. Die Ungleichgewichte in Form von zunehmender Marktmacht entlang der Wertschöpfungskette sind derart angewachsen, was den Preisdruck auf die Produzentenpreise wesentlich bestimmt. Gleichzeitig nimmt der Anteil der Wertschöpfung der Landwirtschaft laufend ab und derjenige der nachgelagerten Stufen, insbesondere im Detailhandel, zu. Es liegt somit eine unfaire Wertschöpfungsverteilung vor. Eine FMS-Umfrage zeigt die Unzufriedenheit bei den Bauern und Bäuerinnen: Zwei Drittel wollen die Situation nicht länger akzeptieren.

Wiesenmilch: Nachhaltige Milchproduzenten werden benachteiligt

Bei der Analyse von Daten des Bundesamtes für Landwirtschaft stiess Faire Märkte Schweiz auf alarmierende Erkenntnisse bei den Preisen für nachhaltige Milch mit Umwelt- und Tierwohlmehrwerten. Der Produzentenpreis für IP-Suisse Wiesenmilch liegt unter dem Preis für konventionelle Milch, Produzenten werden für Ihre Mehrleistungen nicht entschädigt, sondern sogar abgestraft. FMS fordert von den Akteuren mit einem offenen Brief die Behebung dieses Missstandes.

«Lokal+fair» wird in verschiedenen Regionen ausgerollt

Im Februar nahm auch das FMS-Projekt lokal+fair Fahrt auf. lokal+fair setzt sich dafür ein, dass ein möglichst hoher Anteil des Konsumentenfrankens aus lokaler Produktion bezogen wird und dass lokale Landwirtschafts- und Verarbeitungsbetriebe fair für ihre Produkte und Arbeit entschädigt werden. Mit dem nationalen FMS-Direktvermarktungstag im September 2024 und mit der Begleitkampagne zur Sensibilisierung der Bevölkerung leistet FMS dazu einen Beitrag. Das Projekt wird mit ausgewählten Landwirtschaftsbetrieben, Gewerbetreibenden und Gemeinden durchgeführt.

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