Bio-Milch wird plötzlich billiger: Wieso gerade jetzt?

Bio-Milch wird plötzlich billiger: Wieso gerade jetzt?

Am Wochenende berichtete die NZZ am Sonntag «Die Biomilch wird plötzlich billiger»1. Der Verein Faire Märkte Schweiz ist erfreut, dass seine Forderungen nach einer Verkleinerung der überhohen Preisdifferenzen Wirkung zeigen. Bei Migros hat der Preis für Biomilch pasteurisiert um 10 Rp auf 1.85 Franken pro Liter und Coop um 5 Rp auf 1.90 (Coop) abgenommen. Für FMS ist wichtig zu betonen, dass diese Entwicklung ohne einen Preisdruck auf die Produzentenpreise stattfinden muss. Nun soll dieser Schritt bei weiteren Bioprodukten stattfinden, nicht nur bei der Milch. 

Im Frühjahr 2024 kritisierte FMS die hohen Preisdifferenzen zwischen Bio- und Standardprodukten erneut. Dies insbesondere bei den Grossverteilern, was die Konkurrenzfähigkeit von Bioprodukten gegenüber Standardprodukten beträchtlich reduzierte. Dies bestätigte die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) mit den veröffentlichten Ergebnissen der Zweitauflage des Preismonitors, den die FHNW im Auftrag von FMS entwickelt hat. Fazit: Die Preisschere zwischen Bio- und konventionellen Produkten bei den beiden Grossverteilern Migros und Coop blieb hoch und hatte sich bei einigen Produkten sogar noch vergrössert. Gemäss FHNW-Berechnungen waren die Bruttomargen bei Bioprodukten rund doppelt so hoch als bei Standardprodukten2.

Die neuen Preisrelationen dürften die Konkurrenzfähigkeit von Biomilch erhöhen. Der preissensible Absatz dürfte zunehmen. Dass die Biomilch tatsächlich mehr gefragt ist, wurde ebenfalls am Wochenende in der Sonntagszeitung berichtet: «In der Schweiz wird Biomilch knapp.»3 Von der Knappheit profitieren die Produzenten in der Regel durch Preiserhöhungen, was im selben Artikel von Abnehmern betätigt wurde. 

«Die Entwicklungen zeigen: Der Druck, den wir als FMS ausüben, zeigt Wirkung – und ist dringend nötig», sagt FMS-Präsident Stefan Flückiger. FMS wird den Druck hochhalten und die Preisentwicklungen genau im Auge behalten, insbesondere auch betreff einer fairen Wertschöpfungsverteilung, indem die Bäuerinnen und Bauern ihre Anteile erhöhen können, weil sie die eigentlichen Erbringer der Nachhaltigkeitsleistungen sind. Die Forderung des Vereins bleibt bestehen, dass die Mehrkosten im Detailhandel für Bio- und Labelprodukte gegenüber konventionellen Produkten von nur maximal 20 Prozent gerechtfertigt sind.

Im Sommer 2024 wird FMS mit einer erneuten Aktualisierung des Preismonitors aufzeigen, wie sich die Entwicklung fortsetzen wird, ob bei noch weiteren Bioprodukten die Preise gesenkt werden, ob weiterhin Indizien für unfaire Handelspraktiken wie z.B. der Missbrauch von Marktmacht vorliegen und wie sich dies insgesamt auf die Absatzsituation von Bio- und Labelprodukten bzw. den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit auswirken wird.  – Zum Preismonitor: www.fairemaerkteschweiz.ch/preismonitor

  1. https://www.nzz.ch/wirtschaft/preiskampf-in-den-kuehlregalen-die-bio-milch-wird-ploetzlich-viel-billiger-aber-warum-ld.1832596 ↩︎
  2. https://fairemaerkteschweiz.ch/diskrepanz-zwischen-theorie-und-praxis-in-der-milchproduktion-faire-maerkte-schweiz-fms-fordert-transparenz-und-gerechte-preise/ ↩︎
  3. https://www.tagesanzeiger.ch/bio-mozzarella-fliegt-aus-sortiment-in-der-schweiz-wird-biomilch-knapp-358864308004 ↩︎

Folgen:

Weitere Beiträge

Monatsbericht Juli / August

Mit einer besonderen Freude informiert Faire Märkte Schweiz über die personelle Verstärkung im FMS-Team. Aufgrund des erfolgreichen Starts von FMS im ersten Vereinsjahr und aufgrund des zunehmenden Handlungsbedarfs in den Märkten war dieser Schritt dringend notwendig. Auf der operativen Ebene stösst Stéphanie Lichtsteiner als Co-Geschäftsführerin und Projektleiterin neu zum Team. Im Vorstand ist dies Christoph Pfenninger. Wir stellen diese beiden Personen im Fokusthema vor.